Russlands Wirtschaft am Scheideweg: Zwischen Kriegsfinanzierung und Rezessionsrisiko
Russlands Wirtschaft befindet sich in einer kritischen Phase. Geplagt von anhaltenden Haushaltsproblemen, hartnäckiger Inflation und den Auswirkungen westlicher Sanktionen, steht Präsident Wladimir Putin vor der Herausforderung, die Stabilität des Landes zu wahren. Seine Lösung: Massive Investitionen in das Militär. Doch Ökonomen warnen, dass diese Strategie nur vorübergehend Wirkung zeigen und letztendlich in eine Rezession münden könnte.Russlands Wirtschaft zwischen Kriegsfinanzierung und Rezessionsrisiko
Putins Militärausgaben als Rettungsanker für die Wirtschaft
Angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage setzt Präsident Putin verstärkt auf Investitionen in das Militär, um die Wirtschaft zu stabilisieren. Für das Jahr 2025 ist eine deutliche Erhöhung des Militärbudgets geplant, das auf 13,2 Billionen Rubel anwachsen soll - ein Anstieg von beachtlichen 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit machen die Verteidigungsausgaben bereits 6,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus und übersteigen die Mittel für Bildung, Gesundheitswesen, Sozialpolitik und die nationale Wirtschaft.Laut Experten kann diese Strategie jedoch nur vorübergehend Wirkung zeigen. "Mit dem Geld der Regierung können sie die Wirtschaft über Wasser halten", erklärt Yuriy Gorodnichenko, Wirtschaftswissenschaftler an der University of California in Berkeley. "Doch irgendwann würde der Regierung das Geld ausgehen. Dann müssen sie aufhören (zu investieren) und es kommt zu einer Rezession."Russlands Wirtschaft in Abhängigkeit vom Ukraine-Konflikt
Das Problem ist, dass Putin durch die massiven Militärausgaben eine starke Abhängigkeit der russischen Wirtschaft vom Ukraine-Konflikt geschaffen hat. Ein Ende des Konflikts könnte daher für Russland mit erheblichen Risiken verbunden sein. Solange der Krieg andauert, profitiert die russische Wirtschaft von den hohen Staatsausgaben. "Die russische Wirtschaft wird derzeit durch hohe Staatsausgaben gestützt, sodass es in keinem Sektor der Wirtschaft, in dem die russische Regierung Waren einkauft, zu einer Verlangsamung kommen wird", erklärt Jay Zagorsky, Wirtschaftswissenschaftler an der Boston University's Questrom School of Business.Angesichts dieser Tatsache äußerten Ökonomen die Befürchtung, dass Russland aus wirtschaftlichen Gründen zu einem ewigen Krieg gegen die Ukraine verurteilt sein könnte. Die Pläne für das Militärbudget könnten darauf hindeuten, dass Putin sich auf einen längeren Konflikt vorbereitet.Rezessionsrisiko bei einem Ende des Ukraine-Kriegs
Sollte der Ukraine-Konflikt tatsächlich beendet werden, droht der russischen Wirtschaft laut Experten eine Rezession. "Natürlich droht der russischen Wirtschaft eine Rezession, sollte der Konflikt abrupt beendet werden", sagt Oliver Kempkens, ehemaliger Manager der russischen Sberbank. Er geht davon aus, dass Russland nicht vor 2027 in eine Rezession rutschen wird.Kempkens weist zudem auf die Folgen hin, die mit der Aufhebung oder Lockerung der westlichen Sanktionen einhergehen könnten. "Das wird der russische Staat mit Sicherheit bei sämtlichen Entscheidungen berücksichtigen", so der Russland-Experte. Ein "Roll back" der Sanktionen spiele in den Szenarien des Westens jedoch keine Rolle, was laut Kempkens ein großer Fehler sei. Er rät daher, die Sanktionsfrage bei Verhandlungen aus europäischer Sicht zu integrieren.