Am Montag, dem 10.12.2024 um 19:59 Uhr, haben bei Volkswagen laut der Gewerkschaft IG Metall fast 103.000 Mitarbeitende ihre Arbeit niedergelegt. Die vierte Runde der Tarifgespräche endete ohne Ergebnis. In der Volkswagen Arena in Wolfsburg verhandelten VW und die Gewerkschaft IG Metall für sieben Stunden. Wie Arne Meiswinkel, der VW-Verhandlungsführer, am Abend mitteilte, ist eine tragfähige Lösung noch weit entfernt. Trotzdem gab es konstruktive Gespräche. Dennoch bleibt die Möglichkeit offen, dass Standorte geschlossen werden müssen. Auch Thorsten Gröger, der IG-Metall-Verhandlungsführer, sprach von einem erstmals konstruktiven Klima in der Tarifrunde. Es müssen nun Lösungen gefunden werden, ohne Mitarbeitenden betriebsbedingt zu kündigen oder Werke zu schließen. Vor Wochen hatte die Gewerkschaft bereits einen Vorschlag mit Verzicht auf Lohnplus und Boni präsentiert, der von VW abgelehnt wurde. Am Montag und Dienstag (16./17. Dezember) soll weiterverhandelt werden.
Konzernbetriebsratschefin Daniela Cavallo und die Atmosphäre der Verhandlungen
Konzernbetriebsratschefin Daniela Cavallo nahm die Atmosphäre der Verhandlungen am Montag als “bedingt gestaltungsbereit” wahr. Wie sie sagte, ändere dies nichts daran, dass es bis zu einer möglichen Annäherung noch sehr weit sei. Zuvor hatte Cavallo verdeutlicht: “Zehntausende Kolleginnen und Kollegen haben mit der zweiten Warnstreik-Welle klargemacht: Es muss jetzt etwas passieren auf Seiten der Arbeitgeber.” Die Unternehmensspitze müsse endlich von ihren Maximalpositionen abrücken.Arbeitsniederlegungen bei VW an neun Standorten
Laut Angaben der Gewerkschaft gab es bundesweit an neun Standorten Arbeitsniederlegungen – für je vier Stunden pro Schicht. In Niedersachsen betraf das die Werke in Braunschweig, Hannover, Salzgitter und Emden. Der VW-Standort Osnabrück wurde nicht bestreikt, da dort nicht der VW-Haustarif gilt, sondern der Flächentarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie. Am Montag nahmen auch Beschäftigte von Volkswagen-Tochterunternehmen wie der Volkswagen Immobilien GmbH und Beschäftigte der Volkswagen Group Services und Leiharbeitnehmerinnen und -arbeitnehmer der Autovision an dem Ausstand teil.Knapp 80.000 Beschäftigte streiken in Niedersachsen
In Wolfsburg waren es rund 50.000 Warnstreikende. In Hannover waren es 11.000 Warnstreikende. In Emden waren es 8.350 Warnstreikende. In Salzgitter waren es 5.500 Warnstreikende. In Braunschweig waren es 5.000 Warnstreikende.Gröger und die Ausweitung der Streiks
Gröger hatte zuvor gesagt, er gehe davon aus, dass man den “Schulterschluss der Belegschaft bei Volkswagen mit in das neue Jahr” nehmen werde, wenn der Vorstand sich einer Lösung verweigere. “Dann gibt es 2025 auf den Sparhammer als Antwort nur eines: den Streikhammer”, sagte Gröger laut seinem Redemanuskript am Montag. Nach dem ersten Warnstreik hatte die Gewerkschaft bereits am Donnerstag angekündigt, dass der Ausstand von zwei auf vier Stunden je Schicht ausgeweitet werden soll. Auch der Standort Osnabrück ist wieder ausgenommen vom Warnstreik, dort gilt der Flächentarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie.Der wohl größte Arbeitskampf seit Jahren
Am vergangenen Montag hatten an neun der zehn deutschen VW-Standorte rund 98.650 Mitarbeitende ihre Arbeit niedergelegt. Allein in Wolfsburg nahmen rund 47.000 Beschäftigte an einem Demonstrationszug durch das Stammwerk teil. Bei einer Kundgebung vor dem Vorstandshochhaus skandierten sie in Sprechchören “Streikbereit! Bundesweit!”. Daniela Cavallo forderte in einer Rede von den Aktionären des Unternehmens einen größeren Beitrag in der Krise.Weitere Informationen
Fünf Standorte in Niedersachsen waren vom Ausstand betroffen. Die nächste Tarifverhandlung findet am 9. Dezember statt. (02.12.2024) Die Gewerkschaft warnt vor dem “härtesten Tarifkampf, den Volkswagen je gesehen hat”. Der Ausstand soll alle Werke betreffen. (01.12.2024) In der Nacht zu Sonntag haben sich Gewerkschafter am Werk in Emden getroffen. Um Mitternacht endete die Friedenspflicht. (01.12.2024) Dieses äußerte das Vorstandsmitglied in einem Zeitungsinterview. Man müsse sich an die “neuen Realitäten” anpassen. (23.11.2024) IG Metall und der Betriebsrat haben ein Konzept vorgelegt, um Kündigungen bei VW zu vermeiden. Der Autobauer reagierte zurückhaltend. (20.11.2024)