PIAAC-Studie: Deutsche Lesen und Rechnen im Mittelfeld

Dec 10, 2024 at 10:46 AM
In der heutigen Zeit spielt die soziale Herkunft und der Migrationshintergrund eine besondere Rolle bei der Entwicklung von Lesen und Rechnen. Eine neue Bildungsvergleichsstudie namens "PIAAC" hat uns zu diesem Ergebnis geführt. Diese Studie, die so etwas wie "PISA für Erwachsene" ist, hat die Lese-, Rechen- und Problemlösefähigkeiten von Menschen im Alter zwischen 16 und 65 Jahren untersucht.

Die Bedeutung der PIAAC-Studie

Diese Fähigkeiten bilden nicht nur die Grundlage für die persönliche und berufliche Entwicklung, sondern auch für die Bewältigung der komplexen Anforderungen des modernen Lebens. Rund 160.000 Personen aus 31 Ländern nahmen an dieser Studie teil. Die Ergebnisse zeigen uns, wie sich die grundlegenden Kompetenzen der Erwachsenen in Deutschland entwickelt haben und wie sie im internationalen Vergleich abschneiden.

Deutschland im internationalen Vergleich

In der PIAAC-Studie landet Deutschland im guten Mittelfeld. Länder wie Finnland, Japan, Schweden, Norwegen, die Niederlande und Estland erreichen bessere Ergebnisse. Länder wie Israel, Litauen, Polen, Portugal und Chile liegen hingegen am unteren Ende der Rangliste. Andreas Schleicher, Bildungsdirektor der OECD, konstatiert diesen Stand. Jedoch gibt es auch besorgniserregende Entwicklungen in Deutschland. Der Anteil der Erwachsenen mit sehr schwachen Leseleistungen ist weiter gestiegen. Ein Beispiel dafür ist die Frage: In einer Kita werden die Eltern auf einem Aushang gebeten, ihre Kinder bis spätestens 10:00 Uhr zu bringen. Die Frage lautet: Bis wann sollten die Kinder spätestens eintreffen? Viele Erwachsene hatten Schwierigkeiten mit dieser einfachen Aufgabe.

Rückläufige Lesekompetenzen und wachsende Bildungsungleichheit

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Lesefähigkeiten der Erwachsenen in nahezu allen Ländern zurückgegangen sind. Nur in Finnland und Dänemark gab es eine Verbesserung. Gleichzeitig nimmt die Bildungsungleichheit in Deutschland zu. Der Abstand zwischen den Leistungsstärksten und Leistungsschwächsten Erwachsenen wächst weiter. Diese Entwicklung ist bereits aus den PISA-Jugendstudien bekannt und setzt sich im Erwachsenenalter fort. Schleicher vergleicht die Situation mit anderen Ländern wie den USA, Singapur, Neuseeland und Israel und konstatiert, dass diese Länder mit den größten Herausforderungen zu kämpfen haben. Ein Teil der Probleme erklärt sich durch soziale Unterschiede, ein Teil durch andere Faktoren.

Mathematik – Lichtblick mit Herausforderungen

Bei mathematischen Kompetenzen schneiden deutsche Erwachsene etwas besser ab als bei der Lesekompetenz. Besonders die ältere Generation (55 bis 64 Jahre) erreicht ein hohes Leistungsniveau. Die jüngeren Erwachsenen liegen dagegen nur noch knapp über dem Durchschnitt. Dies ist ein positiver Befund, denn was uns heute an mathematischem Wissen abverlangt wird, ist deutlich mehr als noch vor zehn Jahren.

Was Deutschland von anderen Ländern lernen kann

Es gibt auch Beispiele, wo andere Länder erfolgreich sind. Finnland und Singapur zeigen, dass eine Trendumkehr möglich ist. Finnland beeindruckt mit einem Bildungssystem, das konstant Spitzenleistungen hervorbringt. Ein Beispiel dafür ist, dass jemand mit Schulabschluss in Finnland ein ähnliches Kompetenzniveau wie in Deutschland jemand mit Universitätsabschluss hat. Die Leistungen der finnischen Schüler sind sogar noch deutlich besser als die der Hochschulabsolventen in anderen Ländern. Dies zeigt, dass Qualifikationen nicht immer mit Kompetenzen gleichzusetzen sind.

Kompetenzen bringen Vorteile am Arbeitsmarkt

Ein zentrales Ergebnis der Studie ist der Zusammenhang zwischen Kompetenzen und Arbeitsmarkterfolg. Heute reagiert der Arbeitsmarkt stärker auf individuelle Fähigkeiten. Menschen mit guten mathematischen Kompetenzen und hohem Bildungsstand haben bessere Job- und Einkommenschancen als vor zehn Jahren. Umgekehrt verschlechtern sich die Perspektiven für gering qualifizierte Personen. Diese Ergebnisse sind gute Argumente, weiter und stärker in Bildung zu investieren.