Russlands LNG-Ambitionen durch Sanktionen und Handelsverluste gebremst
Russland hatte große Pläne, mit dem Verkauf von Flüssigerdgas (LNG) Milliarden zu verdienen. Doch westliche Sanktionen und der Rückzug wichtiger Handelspartner wie Indien erschweren nun die Umsetzung dieser Strategie. Der Kreml muss sich auf wachsende Herausforderungen einstellen, um seine LNG-Ambitionen zu verwirklichen.Russlands LNG-Pläne unter Druck: Sanktionen und Handelsverluste binden Moskau
Russlands Schlüsselprojekt Arctic LNG 2 unter Druck
Das Arctic LNG 2-Projekt der russischen Firma Novatek sollte Russlands größtes LNG-Werk werden und jährlich rund 20 Millionen Tonnen LNG produzieren, hauptsächlich für asiatische Märkte. Für Präsident Putins Ziel, Russland zum größten LNG-Produzenten zu machen, galt es als Schlüsselprojekt. Doch nun gerät es zunehmend unter Druck.Zum einen haben die westlichen Sanktionen den Handel mit dem Projekt massiv erschwert. Die EU hat im Juni 2022 Investitionen in LNG-Projekte in Russland sowie den Export von LNG aus Russland verboten. Damit sollen Putins Einnahmen aus dem LNG-Geschäft beschränkt werden. Besonders kritisch ist, dass Russland nun auf die Umladung von LNG in europäischen Häfen verzichten muss, da dies ebenfalls untersagt wurde. Zum anderen hat sich mit Indien nun einer der wichtigsten potenziellen Abnehmer vom Arctic LNG 2-Projekt zurückgezogen. Der indische Ölminister Pankaj Jain hat angekündigt, aufgrund der westlichen Handelsbeschränkungen kein LNG aus dem sanktionierten Projekt kaufen zu wollen. Damit verliert Russland einen zentralen Absatzmarkt für sein Prestige-Projekt.Sanktionen treffen Russlands LNG-Handel empfindlich
Die Wirksamkeit der westlichen Sanktionen zeigt sich auch daran, dass der russische LNG-Produzent Novatek zunehmend Probleme hat, sein Gas zu verkaufen. Analysen von Schiffsdaten und Satellitenbildern haben gezeigt, dass Novatek große Mengen an gefördertem Gas einlagern muss, anstatt es abzusetzen. Offenbar schrecken die Sanktionen potenzielle Käufer ab.Russland ist für den Verkauf seines LNG-Gases stark auf den Umschlag in europäischen Häfen angewiesen. Doch genau das wird durch die EU-Sanktionen unterbunden. Künftig müssen die russischen Spezial-Frachter ihre Ladung direkt nach Asien bringen, was zusätzlichen Zeit- und Kostenaufwand bedeutet. Das Volumen der bislang über Europa transportierten LNG-Mengen beläuft sich auf rund 12 Milliarden Euro pro Jahr - ein Umsatz, den Russland nun verliert.Indien wendet sich von Russland ab
Der Rückzug Indiens vom Arctic LNG 2-Projekt ist ein herber Rückschlag für Russland. Bislang hatte Moskau auf Neu-Delhi als wichtigen Handelspartner gesetzt, um die westlichen Sanktionen zu umgehen. Indien hatte in den vergangenen Monaten sogar China als größten Importeur von russischem Öl abgelöst.Doch nun scheint Indien seine Beziehungen zur Ukraine weiter auszubauen. Im August besuchte Premierminister Narendra Modi als erstes indisches Staatsoberhaupt seit über 30 Jahren Kiew. Gleichzeitig verzichtet Indien auf den Kauf von LNG aus dem sanktionierten Arctic LNG 2-Projekt. Damit wendet sich Indien zunehmend von Russland ab und stellt sich stattdessen auf die Seite des Westens.Für Russland bedeutet das einen empfindlichen Verlust. Indien galt bislang als ein Land, auf das Putin bauen konnte, um die westlichen Sanktionen zu umgehen. Nun muss Moskau sich nach neuen Absatzmärkten für sein LNG umsehen, um seine Ambitionen zu verwirklichen.