Eine Ikone der ostdeutschen Küche hat den Lebensfaden abgewickelt. Ursula Winnington, die durch ihre innovativen Rezepte und kreative Ersatzlösungen für exotische Zutaten in der DDR berühmt wurde, ist im Alter von 96 Jahren gestorben. Als Autorin zahlreicher Kochbücher und Kolumnistin bekannter Magazine wie „Das Magazin“ oder „Sibylle“, revolutionierte sie das kulinarische Angebot hinter dem Eisernen Vorhang. Mit ihrer Fähigkeit, traditionelle Gerichte aus Frankreich, China und Indien nachzuvollziehen, sowie ihren Ersatzvorschlägen für knappe Zutaten, inspirierte sie Generationen von Hausfrauen und Hobbyköchen.
Geboren in Pommern, führte ihr Leben eine bemerkenswerte Wendung ein, als sie den britischen Journalisten Alan Winnington heiratete. Gemeinsam reisten sie durch Länder wie Frankreich, China und Korea, wo sie neue kulinarische Horizonte erweiterte. Sie experimentierte mit französischem Coq au Vin, chinesischen Löwenköpfchen und indischem Linsen Dal. In Zeiten des Mangels in der DDR entwickelte sie geniale Lösungen, um fehlende Gewürze zu ersetzten. Ihre Vorschläge waren praktisch und fantasiereich, sodass selbst anspruchsvolle Gerichte zubereitet werden konnten.
In den Medien wurde sie oft als „Koch-Queen des Ostens“ bezeichnet. Bis ins hohe Alter blieb sie neugierig und offen gegenüber neuen kulinarischen Erlebnissen. Mehr als 1250 Rezepte veröffentlichte sie während ihrer Karriere, darunter auch Klassiker wie Mecklenburger Götterspeise oder französisches Boeuf Bourguignon. Selbst nach dem Fall der Mauer behielt sie ihre Treue zur DDR und äußerte keine große Sehnsucht nach Westeuropa.
Die Welt der Küche verliert mit Ursula Winnington nicht nur eine begnadete Köchin, sondern auch eine Frau, die es verstand, unter schwierigen Bedingungen neue Wege einzuschlagen. Ihre Leidenschaft und Kreativität bleiben weiterhin lebendig in den unzähligen Rezepten, die sie hinterließ und die bis heute inspirieren. Ihre Tochter und Enkeltochter bestätigen, dass sie bis zuletzt mit Begeisterung gekocht und jedem kulinarischen Genuss offen gegenübergestanden habe.