In einer tiefgreifenden Untersuchung wird aufgedeckt, dass Verfahrensbeistände im Familiengericht häufig nicht ausreichend darauf vorbereitet sind, Fälle mit häuslicher Gewalt zu behandeln. Dies führt dazu, dass Kinder, die unter gewalttätigen Vätern leiden, oft nicht angemessen geschützt werden. Die Studie zeigt, dass diese Beistände zwar als Psychologen, Juristen oder Pädagogen ausgebildet sein müssen, aber die Qualität ihrer Ausbildung stark variiert und keine verbindlichen Standards besteht. Insbesondere fehlt es an spezifischen Schulungen zur Behandlung häuslicher Gewalt.
In einem besonders dramatischen Fall beschreibt Daniela*, eine Mutter, wie sie nach der Trennung von Martin* unter dessen aggressivem Verhalten litt. Martin drohte ihr, die Kinder wegzunehmen, und gab sogar Morddrohungen gegen sie ab. Trotz dieser bedrohlichen Situation empfahl die Verfahrensbeiständin einen Wechselmodell-Plan, bei dem sich beide Elternteile abwechseln sollten. Daniela fühlte sich durch die Beiständin unter Druck gesetzt, diesem Modell zuzustimmen, obwohl sie wusste, dass dies für ihre Kinder gefährlich sein könnte. Die Kinder berichteten später von weiterer Aggression seitens ihres Vaters, was jedoch nicht ausreichend beachtet wurde. Stattdessen entschied die Richterin, dass zwei der drei Kinder begleiteten Umgang mit ihrem Vater haben sollten, trotz ihrer klaren Wünsche, ihn nicht mehr sehen zu wollen.
Von Experten wird betont, dass häusliche Gewalt ein schwerwiegendes Trauma für Kinder darstellt, selbst wenn sie nur Zeuge davon waren. Die aktuelle Praxis im Familiengericht scheint jedoch häufig das Recht des Vaters auf Kontakte zu den Kindern über das Wohl der Kinder zu stellen, insbesondere wenn die Mutter Opfer von Gewalt war. Diese Praxis kann katastrophale Konsequenzen für die Kinder haben, die lernen, dass Gewalt akzeptiert wird, statt dagegen zu protestieren.
Die Forderung nach stärker reglementierter Ausbildung und Fortbildungen für Verfahrensbeistände wird zunehmend lauter. Der Berufsverband der Verfahrensbeistände (BVEB) fordert klare gesetzliche Vorgaben, um sicherzustellen, dass diese Fachkräfte besser auf komplexe Fälle vorbereitet sind. Zudem sollte eine strukturiertere Überprüfung der Qualifikationen durchgeführt werden, um Missstände zu vermeiden.
Als Journalistin bin ich besorgt über die systematischen Mängel im Umgang mit häuslicher Gewalt im Familiengericht. Es ist dringend notwendig, dass wir uns dafür einsetzen, die Rechte und das Wohl der Kinder zu schützen. Eine bessere Ausbildung und strengere Regulierung können dazu beitragen, dass Kinder in solchen schwierigen Situationen wirklich gehört und ernst genommen werden.