Krankmeldungen: Zwischen Realität und Missbrauch
Eine aktuelle Umfrage wirft ein Schlaglicht auf ein komplexes Thema: Wie ehrlich gehen Arbeitnehmer mit Krankmeldungen um? Während die meisten Befragten angeben, sich bei einer Krankmeldung tatsächlich krank zu fühlen, gibt es auch einen beträchtlichen Anteil, der die Möglichkeit zum "Feiern" nutzt. Doch die Gründe für den Anstieg der Krankmeldungen in den letzten Jahren sind vielfältig und reichen weit über möglichen Missbrauch hinaus.Krankmeldungen: Zwischen Ehrlichkeit und Ausnutzung
Umfrage enthüllt Realitäten und Grauzonen
Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov im Juli ergab, dass 70 Prozent der Befragten, die schon einmal einen Krankenschein per Telefon beantragt haben, sich dabei wirklich krank fühlten. Allerdings gaben 20 Prozent an, diese Möglichkeit schon einmal ausgenutzt zu haben, ohne krank zu sein, und sogar 7 Prozent taten dies mehrmals. Dabei zeigt sich, dass Männer offenbar eher dazu neigen, sich "krank zu feiern" als Frauen.Kritik von Ärzten und Arbeitgebern
Die Arbeitgeberverbände haben laut Kritik der Hausärzte eine "Scheinlösung in die Welt gesetzt, die wahllos aufgegriffen wird". Diese gefährde eine Regelung, die die Praxen und Patienten gerade in Infektionszeiten entlastet und eine der wenigen politischen Maßnahmen sei, die Bürokratie reduziert. Auch der Hausärzteverband sieht Probleme: Die gestiegene Zahl der Krankschreibungen sei "in großen Teilen" darauf zurückzuführen, dass seit Anfang 2022 sämtliche Krankschreibungen direkt an die Kassen übermittelt werden, was zuvor nicht der Fall war.Vielfältige Gründe für den Anstieg
Tatsächlich gibt es viele Gründe für den Anstieg der Krankmeldungen in den letzten Jahren. Neben einer älter werdenden Arbeitnehmerschaft und einer geschwächten Immunität als Folge der Corona-Isolation, spielen auch die Zunahme psychischer Probleme durch die Krisen, erhöhter Arbeitsdruck und wirtschaftliche Sorgen eine Rolle. Selbst das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) räumt ein, dass die Gründe vielfältig sind und nicht auf möglichen Missbrauch reduziert werden können.Korrektur: Fehlerhafte Darstellung der IW-Studie
In einer früheren Darstellung der Ergebnisse der IW-Studie wurde fälschlicherweise behauptet, dass sich die Kosten für Lohnfortzahlung im Krankheitsfall innerhalb der letzten 14 Jahre verdoppelt hätten. Richtig ist, dass die Arbeitgeber im Jahr 2023 76,7 Milliarden Euro für die Lohnfortzahlung ihrer Beschäftigten im Krankheitsfall ausgegeben haben. Innerhalb der letzten 14 Jahre hätten sich die Kosten damit verdoppelt.