Europas Antwort auf Chinas E-Auto-Offensive: Strafzölle und Handelskonflikte

Oct 29, 2024 at 11:40 PM
Nach monatelangen Verhandlungen zwischen Brüssel und Peking hat die EU nun Strafzölle auf Elektroauto-Importe aus China verhängt. Die Aufschläge sollen den Schaden ausgleichen, den die EU-Kommission durch staatliche Subventionen in China sieht. Doch nicht alle Mitgliedsstaaten unterstützen den harten Kurs, und beide Seiten verhandeln weiter über eine Lösung.

Handelskonflikte zwischen den Wirtschaftsmächten drohen zu eskalieren

Neue Zölle auf E-Autos aus China

Die EU hat nach jahrelangen Verhandlungen nun Strafzölle auf Elektroauto-Importe aus China verhängt. Die Aufschläge reichen von 7,8 Prozent für Tesla bis zu 35,3 Prozent für den chinesischen Hersteller SAIC. Damit will die EU-Kommission den Schaden ausgleichen, den sie durch massive staatliche Subventionen in China sieht. Peking soll den Wettbewerb durch künstlich niedrige Preise verzerren, was europäische Hersteller benachteiligt.Der Anteil chinesischer E-Auto-Importe am EU-Markt ist in den letzten vier Jahren von 2 auf 14 Prozent gestiegen. Die Kommission hat die Zollsätze nach Kooperationsbereitschaft der Hersteller gestaffelt. Auch deutsche Autobauer, die in China produzieren, sind betroffen.

Widerstand aus Deutschland

Nicht alle Mitgliedsstaaten unterstützen den harten Kurs der Kommission. Die Bundesregierung hat Anfang Oktober gegen die Einführung von Strafzöllen gestimmt, konnte sich aber nicht durchsetzen. Bundeskanzler Olaf Scholz fordert stattdessen eine Verhandlungslösung und beruft sich auf Gespräche mit Autokonzernen, die sich gegen Zölle ausgesprochen haben.Der Verband der Automobilindustrie (VDA) befürchtet, dass die Zölle das Risiko eines weitreichenden Handelskonflikts erhöhen. Deutschland ist stärker vom Handel mit China abhängig als andere EU-Staaten. Der VDA verweist darauf, dass rund 70 Prozent der Arbeitsplätze in der deutschen Autoindustrie vom Export abhängen. Zudem verlieren deutsche Hersteller in China Marktanteile an den dortigen E-Auto-Boom.

Drohungen aus China

Als Reaktion auf die EU-Zölle wird in China bereits über mögliche Vergeltungsmaßnahmen diskutiert. So könnte Peking Aufschläge auf Einfuhren von Verbrenner-Fahrzeugen mit großen Motoren verhängen, was vor allem deutsche Hersteller treffen würde. Bereits jetzt müssen europäische Weinbrandhersteller bei der Einfuhr nach China eine Kaution hinterlegen - eine Retourkutsche auf die Auto-Zölle.Die Eskalationsspirale könnte sich weiterdrehen, denn China hat auch schon Anti-Subventionsuntersuchungen zu Importen von Schweinefleisch und Milchprodukten aus der EU eingeleitet.

Hoffnung auf Verhandlungslösung

Trotz der verhängten Zusatzzölle verhandeln Brüssel und Peking weiter über eine Lösung. Die Zölle gelten zunächst für fünf Jahre, könnten aber auch schnell wieder aufgehoben werden, wenn sich beide Seiten auf einen Interessenausgleich einigen. Diskutiert werden Mindestpreise für chinesische E-Autos in der EU oder Investitionen chinesischer Hersteller in Europa.Wie sich die Zölle auf die Endkundenpreise auswirken, ist noch unklar. Viele Händler haben ihre Lager in den letzten Monaten gut mit China-Importen gefüllt, so dass die Nachfrage zunächst wohl aus dem Bestand bedient werden kann.