In vielen Familien gibt es Situationen, in denen Kinder ein Elternteil bevorzugen. Diese Phänomene sind nicht nur für die betroffenen Eltern emotional belastend, sondern können auch zu Konflikten führen. Experten erklären in der Zeitschrift „Psychologie Heute“ (Ausgabe 02/2025), dass dies durchaus normal ist und wie man damit umgehen kann. Babys neigen dazu, sich an die Person zu binden, die ihnen am meisten Zuwendung bietet. Später entwickeln Kinder eine Vorliebe für den Elternteil, der ihre Autonomie besser fördert. Jedes Kind hat individuelle Bedürfnisse, was dazu führt, dass entweder Mutter oder Vater besser auf diese eingehen kann.
In den frühen Stadien des Lebens zeigen Kleinkinder oft eine starke Bindung zur Person, die sie hauptsächlich versorgt. Ab dem zweiten Lebensjahr entwickelt sich diese Bindung weiter und richtet sich zunehmend auf den Elternteil, der die Entwicklung der Selbstständigkeit unterstützt. Die Direktorin des Staatsinstituts für Frühpädagogik und Medienkompetenz in München, Fabienne Becker-Stoll, erklärt, dass jedes Kind individuell sei und daher unterschiedliche Beziehungen zu seinen Eltern aufbaut.
Trotzdem kann die Ablehnung eines Elternteils schmerzhaft sein. Es ist wichtig, dass der abgelehnte Elternteil nicht persönlich reagiert, sondern präsent bleibt und positive Momente mit dem Kind teilt. Becker-Stoll empfiehlt, bewusst Zeit miteinander zu verbringen, etwa 20 Minuten täglich, wenn das Kind ausgeruht und entspannt ist. Diese Zeit sollte frei von Stress und Erwartungen sein, sodass das Kind Aktivitäten vorschlagen kann, die ihm Freude bereiten.
Zudem sollten Eltern als Team zusammenarbeiten, ohne Rivalität aufkommen zu lassen. Gemeinsam nach Lösungen suchen und einander unterstützen, ist entscheidend. Sollte die Situation trotz aller Bemühungen nicht verbessern, bietet es sich an, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eine Erziehungsberatung kann dabei helfen, die vorhandenen Stärken der Familie zu nutzen und die Bindung zwischen Kind und Eltern zu stärken.
Letztendlich zeigt die Präferenz für ein Elternteil, dass das Kind sich sicher und geborgen fühlt, was laut der US-Kinderärztin Krupa Playforth ein gutes Zeichen für eine erfolgreiche Elternschaft ist. Diese Präferenz ist oft wechselhaft und kann sich im Laufe der Zeit ändern.
Von einem journalistischen Standpunkt aus betrachtet, unterstreicht dieser Bericht die Bedeutung von Geduld und Verständnis in der Eltern-Kind-Beziehung. Es erinnert uns daran, dass jede Familie einzigartig ist und dass offenheit sowie gegenseitiges Vertrauen die Grundlage für eine stabile und liebevolle Umgebung bilden.