Elternschaft ist eine wichtige Rolle, die viele Eltern ohne ausreichende Vorbereitung eingehen. Der Experimentalpsychologe Siegbert Warwitz erklärt uns, was Eltern heute tun müssen, um ihre Kinder zu stärken. In dieser Serie finden Sie Tipps und Geschichten, die Ihnen bei der Erziehung Ihrer Kinder helfen.
Die Bedeutung des Eltern-Kind-Verhältnisses
Eltern haben aufgrund ihrer Position ein Machtübergewicht gegenüber ihren Kindern. Sie sind verantwortlich für viele Lebensbereiche, wie die Verfügung von Geld, die Gestaltung der Frei- und Arbeits-Zeit und die Zulassung des sozialen Umfelds. Dies kann zu Konflikten führen und die Beziehung zwischen Eltern und Kindern gefährden. Es ist daher wichtig, mit dieser Konstellation angemessen umzugehen.In der heutigen Welt sind die Umweltbedingungen komplexer und komplizierter geworden. Eltern müssen sich die entwicklungs- und lernpsychologischen Grundlagen und das Handwerkszeug aneignen, um mit ihren Kindern umzugehen. Andernfalls können sie ihre Kinder in Zugzwang bringen und später professionelle Hilfe suchen.Das Handicap des Elternseins
Elternschaft ist ein Beruf ohne Berufsausbildung. Mütter und Väter sind selten vorbereitet, die Kinder zu erziehen. Die Umweltbedingungen, vor allem durch das Internet und die abnehmende Akzeptanz traditioneller Werte, machen das Erziehen heute anspruchsvoller. Eltern müssen lernen, mit den selbstbewusster gewordenen Heranwachsenden umzugehen.Kinder sind kein „Eigentum“
Kinder sind von Geburt an eigenständige Personen. Sie gehören niemandem außer sich selbst. Sie sind frei geborene menschliche Geschöpfe und sollten von ihren Eltern als solche behandelt werden. Einbezahlte Adoption schafft kein Eigentumsrecht an einem Menschen. Eltern müssen dieses Grundwissen und die entsprechende Einstellung finden und internalisieren.Kinder sind keine „Mängelwesen“
Kinder sind in vielen Wissens-, Könnens- und Entwicklungsfeldern überlegen als Erwachsene. Sie weisen deutliche Vorteile auf und sollten als eigene bedeutende Lebensabschnitte ausgelebt werden. Eltern sollten sich als verständige Zuhörer und Lernbereiter verhalten und nicht als Wissender oder Besserwisser.Der Selbstfindungsprozess des Kindes
Der Pädagoge Adolf Busemann spricht von „Trotzphasen“, die ein normales Teil des Selbstfindungsprozesses des Kindes sind. Eltern sollten diese Phasen nicht unterdrücken, sondern sie fördern. Der teleologische Entwicklungsimpuls des Kindes sollte von seinen Erziehern gefördert werden.Die Selbstfindung des Erziehers
Eltern sollten in ihrer Rolle als Erzieher nicht versuchen, die Machtposition zu nutzen. Sie sollten im Sinne der Verselbstständigung des Kindes agieren und ein gegenseitiges Einvernehmen finden. Ein frühzeitiger Rückzug oder Überharren in der „Casa Mama“ behindert die Entwicklung der Kinder. Eltern müssen selbst einen Wandlungsprozess ihres Denkens und Handelns vollziehen.Eltern müssen Loslassen lernen
Kinder und Jugendliche benötigen zunehmende Freiräume zur Selbstgestaltung. Eltern müssen ihre Dominanz zugunsten des Kindes zurücknehmen und in die Rolle von verständnisvollen Begleitern und Beratern übergehen. Sie müssen das Loslassen wagen und lernen, um eine gleichrangige Persönlichkeit des Kindes zu ermöglichen.Ziel ist das Erreichen einer gleichrangigen Persönlichkeit, die selbstverantwortlich auf eigenen Füßen steht. Dies erfordert Vertrauen und eine Kommunikationskultur „auf Augenhöhe“. Eltern und Kinder müssen gemeinsam daran arbeiten.