Mittelkinder haben es oft nicht leicht. Sie stehen zwischen den Erstgeborenen und den Jüngsten und kämpfen häufig um Aufmerksamkeit. Diese Darstellung ist jedoch nach einer neuen Studie fragwürdig. Die Forscher Michael Ashton und Kibeom Lee haben mehr als 700.000 Teilnehmer aus verschiedenen Ländern analysiert und dabei herausgefunden, dass Mittelkinder überraschend positive Persönlichkeitsmerkmale aufweisen.
Die Geburtsreihenfolge hat einen größeren Einfluss auf unsere Persönlichkeit, als bisher angenommen. Besonders in den Bereichen Ehrlichkeit-Bescheidenheit und Verträglichkeit zeigten Mittelkinder die höchsten Werte. Dies bedeutet, dass sie eher bereit sind, andere zu unterstützen und Konflikte friedlich zu lösen. Diese Fähigkeiten sind entscheidend für eine harmonische Familienatmosphäre und später im Berufsleben von unschätzbarem Wert.
Forscher erklären, dass das Zusammenleben mit mehreren Geschwistern die Entwicklung dieser Fähigkeiten fördert. Mittelkinder müssen lernen, ihre Bedürfnisse mit denen anderer abzugleichen, was sie zu ausgeglicheneren und toleranteren Menschen macht. Diese Erfahrung prägt sie auf Dauer und trägt dazu bei, dass sie später in sozialen Situationen besser zurechtkommen.
Lange galt das Vorurteil, dass Mittelkinder verschlossen und schwierig seien. Doch diese neue Studie widerlegt solche Annahmen vollständig. Mittelkinder entwickeln durch ihre spezielle Position in der Familie eine besondere Fähigkeit zur Kooperation. Sie lernen früh, Kompromisse einzugehen und auf andere Rücksicht zu nehmen. Diese Eigenschaften machen sie zu wertvollen Mitgliedern jeder Gemeinschaft, sei es in der Familie oder im Beruf.
Die Studie deutet auch darauf hin, dass die Anzahl der Geschwister einen wichtigen Faktor darstellt. Je mehr Geschwister ein Kind hat, desto stärker wird seine Kooperationsbereitschaft gefördert. Dies wirft ein neues Licht auf die Bedeutung großer Familienstrukturen und deren Auswirkungen auf die persönliche Entwicklung eines Kindes.
Die Wissenschaftler benutzten das HEXACO-Modell, um die Persönlichkeitsprofile der Befragten zu analysieren. Dieses Modell gliedert Persönlichkeitsmerkmale in sechs Kategorien: Ehrlichkeit-Bescheidenheit, Emotionalität, Extraversion/Nach-außen-Gewandtheit, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit und Offenheit für Erfahrungen. In den Bereichen Ehrlichkeit-Bescheidenheit und Verträglichkeit zeigten Mittelkinder die besten Ergebnisse.
Personen mit hohen Werten in diesen Bereichen vermeiden es, andere zu manipulieren, halten sich an Regeln und zeigen Nachsicht gegenüber anderen. Diese Eigenschaften sind nicht nur förderlich für die familiäre Umgebung, sondern auch für den Arbeitsplatz und soziale Netzwerke. Mittelkinder bringen somit eine Reihe von Vorteilen mit, die sie zu bemerkenswerten Individuen machen.
Die Ergebnisse dieser Studie öffnen neue Perspektiven auf die Bedeutung der Geburtsreihenfolge und der Größe der Geschwisterschaft. Es wird deutlich, dass Mittelkinder weit davon entfernt sind, Probleme zu verursachen. Im Gegenteil, sie bringen eine Reihe von Stärken mit, die sie zu wertvollen Mitgliedern der Gesellschaft machen. Diese Erkenntnisse können helfen, Vorurteile abzubauen und die Bedeutung dieser Kinder neu zu bewerten.
Insgesamt legt die Studie nahe, dass die Persönlichkeitsentwicklung stark von der Geburtsreihenfolge und der Anzahl der Geschwister beeinflusst wird. Dies bietet interessante Ansätze für weitere Forschungen und kann dazu beitragen, ein besseres Verständnis für die Entwicklung von Kindern in verschiedenen Familienkonstellationen zu fördern.