Wie Kinder und Jugendliche mit dem Verlust eines Elternteils umgehen lernen

Jan 8, 2025 at 10:50 AM
Der Tod eines Elternteils oder eine schwere Erkrankung stellt die Familie vor große Herausforderungen. In Siegen-Wittgenstein leisten Experten Unterstützung, um den Umgang mit dieser belastenden Situation zu erleichtern.

Kinder brauchen Unterstützung: So können wir helfen

Die Rolle der Unterstützung in Zeiten von Trauer

In Zeiten großer Belastung zeigt sich das Bedürfnis nach starker Unterstützung besonders deutlich. Meike Johann, Mitarbeiterin des Beratungszentrums „Hörst du mich?“ des Caritasverbandes Siegen-Wittgenstein, betont die Notwendigkeit einer stabilen Umgebung für Familien, die einen schweren Schicksalsschlag erlitten haben. Ihre Arbeit konzentriert sich auf die Stabilisierung der Familienstrukturen sowohl vor als auch nach dem Verlust eines Elternteils. Es ist entscheidend, dass die Familie durch diese turbulente Phase geleitet wird, um ein gesundes emotionales Wachstum der Kinder zu fördern.Die Unterstützung umfasst nicht nur psychologische Betreuung, sondern auch praktische Hilfe bei alltäglichen Aufgaben. Die Kolleginnen von Meike Johann bieten zudem Ausbildungen für ehrenamtliche Familienbegleiter an, die die Familie in diesen schwierigen Zeiten unterstützen können. Diese Begleiter sind oft die ersten Ansprechpartner, wenn es darum geht, die täglichen Herausforderungen zu meistern. Durch ihre Präsenz wird eine Brücke geschlagen, die den Übergang ins neue Leben erleichtert.

Statistische Daten zur Krebserkrankung in Siegen-Wittgenstein

Jährlich werden in Siegen-Wittgenstein etwa 300 Familien mit der Diagnose einer Krebserkrankung konfrontiert. Diese Zahl verdeutlicht die Größe der Herausforderung, vor der viele Familien stehen. Eine solche Diagnose führt unweigerlich zu einem radikalen Wandel im Alltag. Die Familie muss sich neu organisieren und Anpassungen vornehmen, um die neuen Umstände zu bewältigen. Arzttermine, Krankenhausaufenthalte und finanzielle Belastungen prägen den neuen Alltag. Für Kinder kann dies eine besonders belastende Situation sein, da sie versuchen, die Sorgen ihrer Eltern abzulenken, indem sie ihr Verhalten anpassen.Diese Reaktion ist verständlich, aber sie kann zu einem „Bündnis des Schweigens“ führen, bei dem die Eltern die Belastung ihrer Kinder unterschätzen. Meike Johann betont, dass die Folgen dieses Musters oft gravierend sind. Kinder entwickeln möglicherweise Verhaltensauffälligkeiten, Angststörungen oder sogar Depressionen. Daher ist es entscheidend, dass Eltern sensibel auf die emotionalen Bedürfnisse ihrer Kinder eingehen und offene Kommunikation fördern.

Unterschiedliche Trauerprozesse von Kindern und Erwachsenen

Es ist wichtig zu erkennen, dass Kinder anders trauern als Erwachsene. Meike Johann erklärt, dass Kinder oft spontaner und intensiver reagieren. Sie springen in Trauerpfützen, pendeln zwischen verschiedenen Emotionen und können durch Aggression oder Rückzug ihre Trauer äußern. Diese Verhaltensweisen sind normal und sollten akzeptiert werden. Eltern sollten verstehen, dass es keine einheitliche Art gibt, Trauer zu verarbeiten. Stattdessen sollten sie den individuellen Prozess jedes Kindes respektieren und unterstützen.Ein offener und ehrlicher Umgang miteinander ist entscheidend. Eltern sollten zugeben, wenn sie etwas nicht wissen, und offen über ihre eigenen Gefühle sprechen. Dies schafft eine Atmosphäre des Vertrauens und der Offenheit, die das Kind benötigt, um seine Trauer zu verarbeiten. Altersgerechte Trauerbücher und kostenlose Apps können ebenfalls hilfreich sein, um den Kindern dabei zu helfen, ihre Gefühle zu verstehen und auszudrücken.

Die langfristige Unterstützung und Betreuung

Langfristig ist es entscheidend, dass Kinder und Jugendliche eine dauerhafte Unterstützung erhalten. Die traumatische Erfahrung des Verlustes eines Elternteils kann tiefgreifende Auswirkungen auf ihre Entwicklung haben. Es ist daher notwendig, dass sie über einen längeren Zeitraum hinweg begleitet werden. Dazu gehören regelmäßige Gespräche mit Psychologen oder Sozialarbeitern sowie Teilnahme an Gruppentreffen, in denen sie sich mit anderen Betroffenen austauschen können.Durch diese kontinuierliche Betreuung können Kinder besser mit ihren Emotionen umgehen und lernen, wie sie ihre Trauer integrieren können. Dies trägt dazu bei, dass sie trotz der Schwierigkeiten eine stabile Zukunft aufbauen können. Es ist auch wichtig, dass die Gesellschaft als Ganzes sich dieser Thematik annimmt und Ressourcen bereitstellt, um den betroffenen Familien die nötige Unterstützung zu gewähren.