Inmitten des kalten Januars sitzt Willy Vlautin in seiner ländlichen Farm außerhalb von Portland, Oregon, und spricht über sein neuestes Werk mit The Delines. Das Album "Mr. Luck & Ms. Doom" erzählt Geschichten von Menschen am Rande der Gesellschaft, die kämpfen, hoffen und manchmal auch verlieren. Ein Novum ist das Happy-End im Titelsong, eine Veröffentlichung, die speziell für den Valentinstag geplant wurde. Vlautin teilt, wie seine persönlichen Erfahrungen und die sozialen Herausforderungen seiner Heimatstadt Portland diese Songs prägten. Er beschreibt, wie Drogenmissbrauch und Armut ihn zu einem Schreiber von Geschichten über die Unterprivilegierten machten.
Vlautin erklärt, dass seine Charaktere oft aus Begegnungen auf der Straße oder aus Geschichten, die ihm Freunde erzählten, entstehen. Diese Figuren spiegeln die Realität vieler Menschen wider, die in Portland leben. Er betont, dass es ihm wichtig ist, den Alltag dieser Menschen authentisch darzustellen, insbesondere jener, die mit Drogenproblemen kämpfen oder auf der Straße leben. Musik wurde für ihn zum Ventil, um diese Erfahrungen zu verarbeiten und anderen eine Stimme zu geben.
Seine frühen Jahre beeinflussten stark seinen kreativen Prozess. Als Kind begann er, Lieder über die Arbeiterklasse zu schreiben, inspiriert von seinem Bruder und dem Folk-Sänger, den er bewunderte. Musik ermöglichte ihm, sich in andere Welten zu flüchten und half ihm, seine eigene Kindheit zu überwinden. Vlautin erinnert sich daran, wie er als Jugendlicher in Bars für ältere Männer abhing, weil er dachte, er müsse sich früh an das Gefühl gewöhnen, ein Niemand zu sein. Diese Erfahrungen formten seine Perspektive und stärkten sein Verständnis für diejenigen, die am Rand der Gesellschaft stehen.
Musik und Literatur sind für Vlautin nicht nur Ausdrucksformen, sondern auch Werkzeuge zur Bewusstseinserweckung. Seine Romane und Lieder beleuchten oft die Ungerechtigkeiten der Gesellschaft und die Herausforderungen der Unterschicht. Er spricht darüber, wie Medien und Propaganda die Wahrnehmung der Arbeiterklasse verfälschen und wie dies zu einer politischen Polarisierung geführt hat. Für ihn ist es wichtig, ehrliche Geschichten zu erzählen, die die menschliche Seite dieser Probleme zeigen.
Auf die Frage, ob seine Figuren Maga-Anhänger sind, antwortet Vlautin, dass er eher über emotional verletzte Menschen schreibt, die oft von rechten Medien manipuliert werden. Er beobachtet, wie die Landbevölkerung und die Arbeiterklasse zunehmend von Donald Trump angezogen werden, was er als beunruhigend empfindet. Vlautin betont die Bedeutung von fairen und ehrlichen Nachrichten und kritisiert die Propagandamaschinerie, die viele Menschen in die Irre führt. Er glaubt, dass Demokratie chaotisch ist und dass gewöhnliche Menschen frustriert sind, weil ihre Stimme nicht gehört wird. In diesem Kontext erscheint Musik und Literatur als Weg, um Empathie zu wecken und Gemeinschaft zu fördern.