In den letzten Jahren ist die Diskussion über die Rückkehr zur Wehrpflicht in Deutschland wieder lebendig geworden. Dabei stehen verschiedene Modelle im Mittelpunkt, darunter das Gesellschaftsjahr und der neue freiwillige Wehrdienst. Doch diese Pläne stoßen auf erhebliche rechtliche Hindernisse, da eine Verfassungsänderung notwendig wäre, um Artikel 12 Absatz 2 des Grundgesetzes zu ändern. Juristen sehen Probleme bei der Umsetzung eines sogenannten "Gesellschaftsjahres", das als Zwangsarbeit kritisiert wird und möglicherweise mit der Europäischen Menschenrechtskonvention kollidieren könnte.
Verteidigungsexperten wie Carlo Masala plädieren stattdessen für ein schrittweises Vorgehen: Zunächst sollte eine Kontingentwehrpflicht eingeführt werden, bei der alle jungen Menschen eines Jahrgangs gemustert werden. Aus diesen würden dann die benötigten Rekruten ausgewählt. Dieser Ansatz würde einerseits die Armee stärken und andererseits weniger volkswirtschaftliche Kosten verursachen als eine vollständige Wiedereinführung der Wehrpflicht.
Ein weiteres Modell ist der freiwillige Wehrdienst, wie ihn ehemaliger Verteidigungsminister Pistorius vorgeschlagen hat. Hierbei sollten junge Männer einen Fragebogen ausfüllen, während Frauen diese Möglichkeit freiwillig ergreifen könnten. Die Bundeswehr hofft, so jährlich 5.000 zusätzliche Freiwillige zu gewinnen, um die bestehende Soldatenlücke von etwa 23.000 Personen zu schließen.
Neben den deutschen Debatten führt Dänemark nun bahnbrechend die Wehrpflicht für Frauen ein. Ab dem Jahr 2026 können auch dort Frauen ab 18 Jahren zum Militärdienst verpflichtet werden. Diese Entwicklung könnte auch in Deutschland für eine Diskussion über geschlechterübergreifende Wehrpflicht sorgen.
Von wirtschaftlicher Seite argumentiert das Ifo-Institut, dass eine Freiwilligenarmee effizienter sei als die Rückkehr zur Wehrpflicht. Eine allgemeine Wehrpflicht würde dazu führen, dass junge Menschen später am Arbeitsmarkt teilnehmen und somit weniger Zeit hätten, ihr Humankapital und Vermögen aufzubauen. Diese Verzögerung würde volkswirtschaftliche Kosten nach sich ziehen.
Die Debatte zeigt deutlich die Komplexität der Situation auf. Während einige Experten die Notwendigkeit einer stärkeren Armee betonen, warnen andere vor den ökonomischen Konsequenzen einer Wehrpflicht. Es bleibt abzuwarten, welches Modell sich letztlich durchsetzen wird und ob Deutschland den Weg Dänemarks einschlagen wird.