In Kreis Warendorf (gl) ist ein ernstes Phänomen zu verzeichnen: Fast 30 Prozent der Deutschen leiden unter psychischen Erkrankungen wie Depression oder Angststörung. Dabei sind Kinder psychisch kranker Eltern oft vernachlässigt, obwohl ihr Leid groß ist. Die Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche im Kreisdekanat Warendorf, die im Caritasverband tätig ist, bietet ihnen entscheidende Hilfe.Die Bedeutung der Wolkenschieber-Gruppen
Eine Gemeinschaft in der Not
Rahel Krückels, Leiterin der Beratungsstelle, erklärt, dass in den sogenannten Wolkenschieber-Gruppen etwa fünf bis acht Kinder einer Altersgruppe zusammenkommen. Für Kinder psychisch kranker Eltern ist dies eine wichtige Erfahrung, denn sie lernen, dass sie nicht alleine sind. Sie erkennen, dass es andere gibt, die ähnliches erleben. Und sie haben einen geschützten Raum, in dem sie frei sein können und ihre Probleme teilen können.
Das ist nicht nur für die Kinder eine große Hilfe, sondern auch für die Eltern. Sie können sehen, dass ihre Kinder nicht allein sind und dass es eine Gemeinschaft gibt, die ihnen Unterstützung bietet.
Die Scham und die Erklärung
Viele der betroffenen Kinder fühlen sich schuldig oder schämen sich. Sie fragen sich, ob sie selbst der Grund für die Erkrankung der Eltern sind. Deshalb ist es wichtig, ihnen Krankheiten wie Depression oder Angststörung altersgemäß zu erklären.
Die Leiterin der Beratungsstelle weiß, dass es für die Kinder und Jugendlichen wichtig ist, zu wissen, dass es die Krankheit ist, die die Eltern manchmal so verändert. Sie sollten nicht die Schuld tragen und wissen, dass die meisten Eltern ihre Kinder lieben und nicht wollen, dass sie leiden.
Verhaltensauffälligkeiten in verschiedenen Phasen
Krückels weiß, dass jedes Kind anders auf die Erkrankung der Eltern reagiert. Einige ziehen sich zurück, andere zeigen Wutanfälle. Meistens zeigen sich Verhaltensauffälligkeiten erst in einer stabileren Phase, als die Kinder ihre eigenen Bedürfnisse wahrnehmen.
Zuhause werden viele Bedürfnisse der Kinder nicht befriedigt, insbesondere wenn sie sich unsicher fühlen. Das kann zu Verhaltensproblemen führen. Aber auch an Unterstützung bei den Hausaufgaben fehlt es oft.
Schule als Zufluchtsort
Für einige Kinder ist die Schule ein Zufluchtsort. Dort gibt es Strukturen und Stabilität, die zu Hause fehlen. Andere Kinder gehen manchmal nicht zur Schule, weil sie Sorgen um ihre Eltern haben.
Die Wolkenschieber-Gruppe kann dazu beitragen, die Widerstandskräfte des Kindes zu stärken. Sie bietet eine Art Schutz und Unterstützung, die die Kinder brauchen.
Der Weg in die Gruppe
Oft sind es die Eltern, die Hilfe in der Beratungsstelle suchen und dann von ihrem Kind erzählen. Die Kollegen und Kolleginnen der Caritas-Beratungsstelle verweisen oft auf eine Wolkenschieber-Gruppe. Manchmal sind es auch andere Fachkräfte, die den Kontakt herstellen.
Jeder kann sich direkt an die Beratungsstelle wenden. Sie ist zu erreichen unter 02581/6365-82 oder per E-Mail an erziehungsberatung@kcv-waf.de.