Ungarns Elektroauto-Ambitionen: Zwischen Rückschlägen und politischen Herausforderungen
Ungarns Premierminister Viktor Orbán steht vor einer schwierigen Situation. Seine ehrgeizigen Pläne, das Land zu einem Zentrum der Elektroauto-Industrie in Europa zu machen, geraten ins Stocken. Gleichzeitig schrumpft die Wirtschaft und er sieht sich mit dem stärksten politischen Gegner seiner 14-jährigen Amtszeit konfrontiert.Ungarns Elektroauto-Ambitionen auf der Kippe
Produktionsrückgänge und Verzögerungen in der Batterieproduktion
Orbáns Strategie, Ungarn als Drehscheibe für asiatische Hersteller von Elektroauto-Batterien zu positionieren, gerät zunehmend unter Druck. Das neue Werk des südkoreanischen Batterieherstellers SK in Ivancsa, das größte des Unternehmens in Europa, kämpft mit Verzögerungen und reduzierten Produktionsprognosen. Statt der geplanten Kapazität für rund 430.000 Elektroautos könnte laut Bürgermeister Tibor Molnar nur noch eine der zwölf Produktionslinien in Betrieb sein. Auch andere große Batteriehersteller wie Samsung SDI und CATL geben keine konkreten Zahlen zur aktuellen Produktion bekannt, betonen aber ihre unveränderten langfristigen Geschäftsaussichten.Geopolitische Spannungen als zusätzliche Herausforderung
Die Situation wird durch geopolitische Spannungen erschwert. Die EU erwägt zusätzliche Zölle auf in China hergestellte Elektroautos, was Ungarns Position als Brücke zwischen Ost und West gefährden könnte. Ministerpräsident Orbán warnte kürzlich im staatlichen Rundfunk, dass eine Spaltung in Blöcke "eine Tragödie für Ungarn" wäre.Wirtschaftlicher Abschwung und politische Herausforderungen
Der wirtschaftliche Abschwung trifft Ungarn zur Unzeit. Laut Professorin Edit Zgut-Przybylska hätte der Rückgang "für Orban zu keinem ungünstigeren Zeitpunkt kommen können". Neben den Problemen in der Autoindustrie kämpft Ungarn auch mit Herausforderungen im Gesundheits- und Bildungswesen, die bei den Wählern hoch im Kurs stehen. Wirtschaftsprofessorin Dora Gyorffy bezeichnet die Situation als "weiteren Tropfen in einer Tasse voller gescheiterter Politik".Aufstrebender politischer Herausforderer Péter Magyar
Zu den wirtschaftlichen Schwierigkeiten gesellt sich ein starker politischer Gegenwind. Der Anwalt und ehemalige Fidesz-Mitglied Péter Magyar erreichte mit seiner neu gegründeten Tisza-Partei bei den Europawahlen im Juni fast 30 Prozent der Stimmen. Aktuelle Umfragen sehen die beiden Parteien vor den nationalen Wahlen 2026 gleichauf. Magyar nutzt die Stimmung in der Bevölkerung und verspricht, im Falle eines Wahlsiegs 2026 ein Umweltministerium einzurichten.Regierung reagiert mit Anpassungen der Wirtschaftspolitik
Angesichts der sich verschlechternden Wirtschaftsaussichten hat die Regierung ihre Wachstumsprognosen nach unten korrigiert und die Sondersteuern für Unternehmen erhöht, um Haushaltslöcher zu stopfen. Gleichzeitig versucht sie, die Wettbewerbsfähigkeit der E-Auto-Industrie als Schwerpunkt ihrer EU-Ratspräsidentschaft in den Vordergrund zu rücken.