Elektroautos: Weiß die Bundesregierung, was sie tut?
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) fordert die Wiederaufnahme der staatlichen Kaufprämie für Elektroautos, um den Verkauf anzukurbeln. Er kritisiert den "abrupten Stopp" der Förderung durch die Bundesregierung. Der VW-Konzern, an dem Niedersachsen 20 Prozent der Anteile hält, ist ebenfalls besorgt über die sinkende Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland.Staatliche Förderung ist der Schlüssel zum Erfolg der E-Mobilität
Der Rückgang der Elektroauto-Neuzulassungen als Alarmzeichen
Die Neuzulassungen für Elektroautos in Deutschland gehen seit Monaten zurück. Im August brachen sie nach aktuellen Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts im Vergleich zum Vorjahresmonat um 68,8 Prozent ein. Neben der auslaufenden öffentlichen Förderung beim E-Auto-Kauf sind auch die hohen Preise im Vergleich zu Verbrennern ein wichtiger Faktor. Diese Entwicklung ist besorgniserregend, da der Ausbau der E-Mobilität eine Schlüsselrolle in der Energiewende und im Kampf gegen den Klimawandel spielt.Die Bundesregierung hat nun zwar beschlossen, den Absatz von E-Autos durch steuerliche Erleichterungen für Dienstwagen anzukurbeln. Doch Experten sehen darin nur einen Tropfen auf den heißen Stein. Um die Elektromobilität wirklich voranzubringen, braucht es eine deutlich stärkere Förderung, die auch private Verbraucher erreicht.Internationale Erfahrungen zeigen: Förderung ist entscheidend
Wie wichtig staatliche Anreize für den Erfolg der E-Mobilität sind, zeigt sich auch im internationalen Vergleich. In Ländern, in denen die Förderung aufrechterhalten wurde, konnte der Absatz von Elektroautos weiter zulegen. "Länder, in denen das - wie in Deutschland - nicht geschehen ist, verzeichnen leider eine andere Entwicklung", sagt Ministerpräsident Weil.Weil selbst sitzt im Aufsichtsrat des Volkswagen-Konzerns und kennt die Branche genau. Er sieht die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland als Hauptgrund für die Krise beim Automobilbauer. Dazu trug maßgeblich der "abrupte Stopp" der Kaufprämie bei, den Weil stets für falsch gehalten hat.Warum die Bundesregierung handeln muss
Für Weil ist klar: Um den Absatz von Elektroautos wieder anzukurbeln, muss die Bundesregierung dringend handeln. Die Wiedereinführung der Kaufprämie sei aus seiner Sicht "sehr hilfreich", da sie vor allem "an die privaten Verbraucherinnen und Verbraucher mit kleinerem Geldbeutel" denkt.Tatsächlich zeigen Studien, dass finanzielle Anreize einer der Schlüsselfaktoren für den Kauf eines E-Autos sind. Viele Verbraucher scheuen aufgrund der höheren Anschaffungskosten den Umstieg auf die neue Technologie. Eine Kaufprämie könnte hier den entscheidenden Anstoß geben.Zudem profitiert die gesamte Branche von einer stärkeren Förderung. Denn je mehr E-Autos verkauft werden, desto weiter sinken die Produktionskosten. Und je wettbewerbsfähiger die Elektromobilität wird, desto mehr Verbraucher werden sich für den Umstieg entscheiden.Warum VW selbst ein Interesse an der Förderung hat
Auch für den Volkswagen-Konzern ist eine Wiederbelebung der Kaufförderung von zentraler Bedeutung. Als einer der führenden Elektroautohersteller in Deutschland hängt der Erfolg des Konzerns maßgeblich vom Absatz seiner E-Modelle ab.Volkswagen-Chef Oliver Blume hatte die aktuelle Krise des Konzerns unter anderem mit einer mangelnden Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland erklärt. Dazu trägt der "abrupte Stopp" der Kaufprämie bei. Nun erwägt VW sogar Werksschließungen, um auf die schwierige Lage zu reagieren.Eine erneute Förderung könnte dem Konzern also entscheidend unter die Arme greifen. Denn je mehr Elektroautos Volkswagen verkauft, desto stabiler wird auch die Ertragslage des Unternehmens.Insgesamt zeigt sich: Ob aus Sicht der Verbraucher, der Branche oder des Volkswagen-Konzerns selbst - die Wiederaufnahme der staatlichen Kaufförderung für Elektroautos ist der Schlüssel zum Erfolg der E-Mobilität in Deutschland.