„Typischer CSU-Populismus“: Dobrindts Rückkehrforderung für ukrainische Flüchtlinge stößt auf breite Ablehnung

Jun 24, 2024 at 7:53 AM

Ukrainische Flüchtlinge: Zwischen Arbeit und Sicherheit

Die Debatte um den Umgang mit ukrainischen Flüchtlingen in Deutschland hat an Fahrt aufgenommen. Während einige Politiker eine Rückkehr in vermeintlich sichere Gebiete der Ukraine fordern, betonen andere die Notwendigkeit, den Flüchtlingen Arbeit und Unterstützung zu bieten. Die Ampel-Koalition steht vor der Herausforderung, einen ausgewogenen Ansatz zu finden, der den Bedürfnissen der Geflüchteten gerecht wird.

Zwischen Arbeit und Sicherheit: Die Debatte um ukrainische Flüchtlinge in Deutschland

Dobrindts Vorstoß: Rückkehr in "sichere Gebiete"

Der Vorstoß des CSU-Landesgruppenchefs Alexander Dobrindt, arbeitslose Ukrainer in sichere Gegenden ihres Heimatlandes zurückzuschicken, hat in der Ampel-Koalition für scharfe Ablehnung gesorgt. Die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann bezeichnete den Vorschlag als "bizarr", während der SPD-Politiker Michael Roth Dobrindt Populismus vorwarf. Auch aus der CDU kam Kritik an dem Vorstoß.

Strack-Zimmermann: Fokus auf Arbeitsintegration

Strack-Zimmermann, die kürzlich den Vorsitz im Verteidigungssausschuss abgegeben hat, plädiert stattdessen dafür, die Anstrengungen zu verstärken, um Ukrainerinnen und Ukrainer in Deutschland in Arbeit zu bringen. Dafür müssten die Kommunen sicherstellen, dass die Kinderbetreuung gewährleistet ist, um vor allem Frauen die Möglichkeit zu geben, einer Beschäftigung nachzugehen.

Herbst: Arbeit keine Voraussetzung für Flüchtlinge

Der FDP-Politiker Torsten Herbst kritisierte den Vorstoß Dobrindts scharf und betonte, dass eine bestehende Arbeit nicht die rechtliche Voraussetzung für Kriegsflüchtlinge sein könne. Stattdessen müsse der Fokus darauf liegen, den Geflüchteten den Zugang zum Arbeitsmarkt zu erleichtern.

Prien: Nicht zu Putins Freunden werden

Auch aus der CDU kam Kritik an Dobrindts Vorschlag. Die stellvertretende Bundesvorsitzende Karin Prien warnte davor, "das Lied von Putins Freunden zu singen" und die geflüchteten Menschen als Problem darzustellen. Stattdessen müsse es darum gehen, ihre Teilnahme am Arbeitsmarkt zu erleichtern.

Zahlen und Fakten: Ukrainische Flüchtlinge in Deutschland

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022 sind mehr als eine Million Menschen aus der Ukraine nach Deutschland geflohen. Die Mehrheit der Geflüchteten sind Frauen und Kinder. Laut Angaben der Bundesregierung lebten im März rund 1,3 Millionen Menschen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit in Deutschland. Von diesen sind 730.000 im erwerbsfähigen Alter, wobei knapp zwei Drittel Frauen sind. Im Februar dieses Jahres waren 21 Prozent der Geflüchteten berufstätig, davon 119.000 in sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung und 37.000 in Minijobs.

Bürgergeld und Arbeitsmarktintegration

Ein weiterer Streitpunkt in der Debatte ist die Frage der staatlichen Hilfen für ukrainische Flüchtlinge. Dobrindt kritisierte, dass die Geflüchteten kein Asyl beantragen müssen und stattdessen direkt Bürgergeld statt Asylbewerberleistungen erhalten. Seiner Meinung nach sei diese Entscheidung der Bundesregierung zu Beginn des Krieges zwar als schnelle Hilfe gedacht gewesen, habe sich aber inzwischen zu einer "Arbeitsbremse" entwickelt.

Ausblick: Ausgewogener Ansatz gefordert

Die Debatte um den Umgang mit ukrainischen Flüchtlingen in Deutschland zeigt, dass die Ampel-Koalition vor einer Gratwanderung steht. Einerseits müssen die Bedürfnisse und Sicherheitsinteressen der Geflüchteten berücksichtigt werden, andererseits gilt es, ihre Integration in den Arbeitsmarkt zu fördern. Ein ausgewogener Ansatz, der beide Aspekte berücksichtigt, ist gefordert, um den Herausforderungen gerecht zu werden und den Flüchtlingen eine Perspektive in Deutschland zu bieten.