In der heutigen Modewelt gibt es immer mehr Kleidungsstücke, die als ökologisch beworben werden. Jogginghosen, Shirts und Nachthemden aus Materialien wie Tencel, Ecovero oder Lyocell erscheinen zunehmend auf dem Markt. Doch was steckt hinter diesen kompliziert klingenden Namen? Ist dies tatsächlich eine umweltfreundlichere Option, oder handelt es sich nur um Marketingtricks? Diese Fragen sind besonders relevant geworden, da die Auswahl an Textilien heute vielfältiger ist denn je.
In den letzten Jahren hat sich die Modewelt stark verändert. Was früher einfache Entscheidungen waren – Schuhe aus Leder, Pullover aus Wolle und Jogginghosen aus Polyester – wird heute durch eine Fülle neuer Materialien komplizierter. Benjamin Itter, Gründer des Berliner Unternehmens Lebenskleidung, beobachtet diese Entwicklung seit über zwanzig Jahren. Sein Unternehmen spezialisiert sich auf Recyclingstoffe und ökologische Naturfasern, die er an Öko-Modedesigner und kleinere Fair-Fashion-Labels verkauft.
Itter erklärt, dass viele dieser neuen Materialien von einer einzigen Firma stammen: der Lenzing-Gruppe aus Österreich. Diese Firma produziert unter Markennamen wie Tencel und Ecovero sowie der allgemeinen Bezeichnung Lyocell. Der Rohstoff für diese Stoffe ist Holz, das in einem chemischen Verfahren zu Cellulose verarbeitet wird. Diese Cellulose wird dann zu dünnen Fasern gesponnen, die stabiler und umweltfreundlicher sind als traditionelle Viskose.
Ein entscheidender Unterschied liegt im verwendeten Lösungsmittel. Während herkömmliche Viskose mit ätzenden Chemikalien hergestellt wird, verwendet Lyocell ein organisches Lösungsmittel namens N-Methylmorpholin-N-Oxid (NMMO), das gut recycelt und wieder genutzt werden kann. Dies minimiert das Abwasserproblem und sorgt für eine nachhaltigere Produktion.
Dennoch bleibt die Frage offen, ob diese Stoffe tatsächlich besser sind als Baumwolle oder andere Naturfasern. Itter betont, dass es darauf ankommt, wofür sie verwendet werden. Baumwolle hat ihre eigenen Vorzüge, insbesondere wenn sie nach strengen Ökostandards hergestellt wird. Die Wahl des richtigen Materials hängt also sehr von den spezifischen Anforderungen ab.
Aus diesem Grund rät Indra Enterlein vom Umweltverband NABU dazu, Kleidung so lange wie möglich zu tragen. Denn unabhängig davon, aus welchem Material sie besteht, reduziert dies den ökologischen Fußabdruck signifikant.
Von einem journalistischen Standpunkt aus betrachtet, zeigt diese Entwicklung, dass die Modewelt langsam aber sicher einen Wandel hin zu nachhaltigeren Praktiken vollzieht. Es ist jedoch wichtig, kritisch zu bleiben und nicht einfach jedem öko-beworbenen Produkt zu vertrauen. Konsumenten sollten sich informieren und bewusste Entscheidungen treffen. Nur so können wir sicherstellen, dass die Modeindustrie wirklich umweltfreundlicher wird und nicht nur grüne Marketingstrategien verfolgt.