Seit acht Jahren bietet der Leipziger Verein Wolfsträne kostenlos Begleitung und Unterstützung für Kinder, die nahe Angehörige verloren haben. Trotz des hohen Bedarfs an diesem Angebot erhält der Verein weder staatliche noch kommunale Unterstützung und ist auf Spenden angewiesen. Diese Situation führt zu erheblichem Frustration bei den Helfern, insbesondere bei Julia Enoch, der stellvertretenden Vorsitzenden.
Der Verein Wolfsträne kämpft seit mehreren Jahren gegen bürokratische Hindernisse, um finanzielle Unterstützung zu erhalten. Julia Enoch, eine ausgebildete Betriebswirtschaftlerin, hat über drei Jahre lang erfolglos mit der Stadtverwaltung Leipzig verhandelt. Die jährlichen Kosten von 450.000 Euro werden vollständig durch Spenden gedeckt, was eine ständige Herausforderung darstellt. Die Stadt begründet die Ablehnung mit dem Fachkräftegebot in der Jugendhilfe, das jedoch nicht den speziellen Ansatz des Vereins berücksichtigt.
Enoch betont, dass Trauerarbeit als Prävention für psychische Erkrankungen angesehen werden sollte, aber bisher von Krankenkassen nicht anerkannt wird. Der Verein setzt bewusst auf eine Mischung aus professionellen Mitarbeitern und Ehrenamtlichen, um eine breite Palette von Unterstützung anzubieten. Dies macht es schwierig, in bestehende Förderprogramme einzupassen, die strikte Anforderungen an qualifizierte Fachkräfte stellen. Enoch fordert daher eine dauerhafte Personalstelle sowie einen Sachkostenzuschuss von 20.000 Euro pro Jahr, um die Arbeit fortsetzen zu können.
Wolfsträne begleitet rund 250 Kinder und Jugendliche, die nahe Angehörige verloren haben. Acht festangestellte Mitarbeiter und 40 Ehrenamtliche bieten eine vielseitige Unterstützung, die von Einzeltreffen bis hin zur Gruppenintegration reicht. Die Arbeit beginnt oft bereits im Sterbeprozess und erstreckt sich bis zur Beerdigung und darüber hinaus. Diese kontinuierliche Begleitung ist unerlässlich, da viele Kinder und Jugendliche ohne adäquate Unterstützung psychische Probleme entwickeln könnten.
Das Angebot von Wolfsträne ist einzigartig in Leipzig und sogar darüber hinaus. Andere Institutionen wie Polizei, Kriseninterventionsteams, Kliniken und Schulen beziehen sich häufig auf den Verein, wenn sie keine eigenen Möglichkeiten zur Unterstützung trauernder Kinder haben. Enoch betont, dass ihre Arbeit eine wichtige Lücke im Gesundheits- und Sozialsektor schließt. Sie argumentiert, dass die Investition in die traumabegleitende Arbeit von Wolfsträne langfristig sowohl für die Betroffenen als auch für die Gemeinschaft vorteilhaft sei. Die ständige Abhängigkeit von Spenden stellt jedoch eine erhebliche Belastung dar, besonders für Kinder aus weniger wohlhabenden Familien, die diese Unterstützung am dringendsten benötigen.