Ukraine-News: Ex-Bundeswehrgeneral Kujat warnt vor Angriffen tief in Russland

Sep 15, 2024 at 12:02 PM

Westliche Waffenlieferungen an die Ukraine: Zwischen Vorsicht und Entschlossenheit

Die Debatte um die Lieferung westlicher Waffen an die Ukraine ist komplex und umstritten. Während einige Experten für eine Lockerung der Auflagen plädieren, warnen andere vor den Risiken einer weiteren Eskalation. In diesem Spannungsfeld müssen die Entscheidungsträger sorgfältig abwägen, wie sie die Ukraine unterstützen können, ohne die Stabilität des internationalen Systems zu gefährden.

Zwischen Verantwortung und Realitätssinn: Die Herausforderungen der Waffenlieferungen

Ischinger fordert Lockerung der Auflagen

Der ehemalige Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, hat sich für eine Lockerung der Auflagen an die Ukraine bei der Nutzung westlicher Waffen ausgesprochen. In einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" betonte er, dass es "für alle klarer und leichter" wäre, wenn man die Ukraine verpflichten würde, die erhaltenen Waffensysteme ausschließlich im Rahmen des geltenden Völkerrechts einzusetzen. Das bedeute, dass militärische Ziele wie Flughäfen oder Abschussbasen angegriffen werden dürften, nicht aber Krankenhäuser oder andere zivile Einrichtungen. Ischinger sieht in einer solchen Regelung einen Weg, die Unterstützung der Ukraine zu erleichtern und gleichzeitig die Einhaltung des Völkerrechts sicherzustellen.

Kujat warnt vor Eskalation

Demgegenüber warnt der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr, Harald Kujat, vor der Lieferung weitreichender westlicher Waffen an die Ukraine und einer Freigabe für Angriffe auf Ziele im russischen Kernland. In einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" äußerte er die Befürchtung, dass die ukrainische Führung versuche, "den Westen mit in diesen Krieg hineinzuziehen". Kujat sieht in Angriffen auf Militär-Infrastruktur im russischen Kernland ein enormes Risiko, da das angegriffene russische Frühwarnsystem Teil des nuklear-strategischen Gleichgewichts zwischen Russland und den USA sei. Der Westen müsse aufpassen, nicht andauernd neue rote Linien zu überschreiten und schließlich an einen "Point of no return" zu kommen.

Scholz bleibt bei Nein zu Taurus-Raketen

Bundeskanzler Olaf Scholz hat sein Nein zum Einsatz westlicher Raketen mit großer Reichweite durch die Ukraine auf russischem Gebiet bekräftigt. Bei einem Bürgerdialog im brandenburgischen Prenzlau am Samstag schloss der SPD-Politiker eine Lieferung weitreichender Präzisionswaffen wie Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine auch für die Zukunft aus. Er begründete das erneut mit der "großen Eskalationsgefahr". Dabei bleibe er, auch wenn andere Länder anders entschieden. Die Nato-Partner USA, Großbritannien und Frankreich haben der Ukraine bereits Marschflugkörper mit Reichweiten bis zu 300 Kilometern geliefert. Derzeit läuft eine Diskussion darüber, ob der Einsatz dieser Waffen gegen Ziele auf russischem Territorium grundsätzlich erlaubt werden soll.

Ukrainische Luftabwehr wehrt russische Angriffe ab

Laut Angaben der ukrainischen Luftwaffe wurde die Ukraine in der Nacht von Russland mit 14 Drohnen angegriffen. Zehn davon habe die Luftabwehr zerstört, und auch ein Lenkflugkörper sei abgefangen worden. Darüber hinaus habe Russland zwei ballistische Raketen abgefeuert, über deren Auswirkungen jedoch keine Informationen vorliegen. Diese Angriffe zeigen, dass der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine weiterhin andauert und beide Seiten ihre militärischen Fähigkeiten einsetzen, um Vorteile zu erlangen.