Deutschlands Lithium-Offensive: Unabhängigkeit von China angestrebt
Ohne Lithium wären moderne Technologien wie Elektroautos, Computer und Smartphones undenkbar. Doch bisher wurde der begehrte Rohstoff hierzulande weder gefördert noch weiterverarbeitet. Die Abhängigkeit von Importen, insbesondere aus China, birgt erhebliche Risiken. Nun wollen deutsche Unternehmen die Produktion von Lithium in die eigenen Hände nehmen und die Lieferketten diversifizieren.Deutschlands Weg zur Lithium-Selbstständigkeit
Pionierarbeit von AMG Lithium
Das Unternehmen AMG Lithium aus Frankfurt hat den ersten Schritt gewagt und eine eigene Lithium-Raffinerie im Chemiepark Bitterfeld (Sachsen-Anhalt) in Betrieb genommen. Damit ist AMG Lithium der erste Anbieter, der in Deutschland und der Europäischen Union Lithiumhydroxid für Batterien herstellt. Die Investition von rund 140 Millionen Euro soll die Abhängigkeit von Importen aus China verringern.Das Lithium stammt aus der firmeneigenen Mine in Brasilien. Bisher wurde es zunächst nach China geschickt, um dort in einem ersten Schritt weiterverarbeitet zu werden. Nun soll dieser Zwischenschritt in China entfallen, indem AMG Lithium in Brasilien eine eigene Converter-Anlage errichtet. Damit will das Unternehmen die Lieferkette unabhängiger von politischen Entwicklungen wie einem möglichen Konflikt um Taiwan gestalten.Obwohl der Weltmarktpreis für Lithiumhydroxid in den letzten Monaten deutlich gefallen ist, sieht AMG-Geschäftsführer Stefan Scherer die Raffinerie in Bitterfeld als wirtschaftlich sinnvoll an. "Natürlich verdient man hier keine Traum-Margen mehr wie in den letzten beiden Jahren", räumt er ein. Aber die Anlage sei trotzdem profitabel.Weitere Projekte in Deutschland und Europa
AMG Lithium ist nicht der einzige Akteur, der in die Lithium-Produktion in Deutschland und Europa investiert. Mehrere Unternehmen haben Pläne, den begehrten Rohstoff hierzulande zu fördern und weiterzuverarbeiten.Im Oberrheingraben zwischen Basel und Frankfurt will die Firma Vulcan Energy Ressources Lithium aus heißem Thermalwasser gewinnen und anschließend im Industriepark Frankfurt-Höchst weiterverarbeiten. Auch im sächsischen Zinnwald im Erzgebirge soll Lithium im Untertagebau gefördert werden, wobei AMG Lithium dort mit einem 25-Prozent-Anteil beteiligt ist.Gegen beide Projekte gibt es allerdings Bedenken von Umweltschützern. Die Bundesregierung befürwortet die Vorhaben jedoch ausdrücklich, da sie die Abhängigkeit von Rohstoffimporten für strategisch wichtige Industriebereiche wie die Autoindustrie verringern sollen.Hoffnung auf staatliche Förderung
AMG-Geschäftsführer Scherer betont, dass sein Unternehmen die Raffinerie in Bitterfeld fast komplett aus Eigenkapital finanziert hat. Bei künftigen Lithium-Projekten werde das jedoch nicht mehr möglich sein. Daher hoffen die Unternehmen auf staatliche Fördermittel, um ihre Investitionen stemmen zu können.Die Bundesregierung hat zwar ihre Unterstützung für die Lithium-Produktion in Deutschland signalisiert, doch bislang sind noch keine konkreten Förderprogramme angekündigt worden. Für die Unternehmen wäre eine staatliche Finanzierung ein wichtiger Schritt, um ihre Pläne zur Stärkung der heimischen Lithium-Industrie umsetzen zu können.