Radikale Väterrechtsbewegung und ihre Auswirkungen auf Familiengerichte

Apr 15, 2025 at 9:01 AM

In den letzten Jahren sind immer mehr Fälle dokumentiert worden, in denen Mütter trotz Vorliegens von Beweisen für häusliche Gewalt das Sorgerecht für ihre Kinder verlieren. Diese Phänomene stehen im Zusammenhang mit der Verbreitung des sogenannten Parental-Alienation-Syndroms (PAS), einem Konzept, das wissenschaftlich widerlegt wurde, aber weiterhin Einfluss auf familienrechtliche Entscheidungen hat. Recherchen aus verschiedenen europäischen Ländern zeigen die Verbindungen zwischen radikalen Väterrechtlergruppen und rechtsnationalen Organisationen. Das PAS-Konstrukt wird als Waffe gegen Frauen eingesetzt und führt zu einer Täter-Opfer-Umkehr in familiären Konflikten.

Die Diskussion um das PAS-Konstrukt ist in Europa weit verbreitet. Es handelt sich dabei um ein theoretisches Modell, das vorschlägt, dass eines der Elternteile das Kind dazu bringt, einen negativen Bezug zum anderen Elternteil aufzubauen. In Deutschland sowie in anderen Ländern hat dieses Konzept Einfluss auf Gerichtsentscheidungen, obwohl es vom Bundesverfassungsgericht als „fachwissenschaftlich widerlegt“ eingestuft wurde. Experten wie Jörg Fegert betonen, dass Bindungsprozesse nicht durch genetische Verwandtschaft bestimmt werden, sondern durch die Qualität der Beziehung.

Das PAS-Konstrukt wurde ursprünglich von dem amerikanischen Psychologen Richard A. Gardner entwickelt, dessen Theorien auch pädosexuelle Aussagen enthalten. Er argumentierte, dass Anschuldigungen von Seiten der Mutter oft erfunden seien, um dem Vater zu schaden. Diese Theorie hat sich in rechtlichen Kreisen ausgebreitet und wird von radikalen Väterrechtlergruppen aktiv propagiert. Deutsche Vertreter der Justiz nehmen teil an internationalen Seminaren, die von diesen Gruppen organisiert werden.

Die Folgen dieser Praktiken sind katastrophal. Mütter werden unter anderem beschuldigt, psychische Störungen zu haben, was zu Einschränkungen oder sogar Entziehungen des Sorgerechts führt. Dies geschieht manchmal unter Vernachlässigung von Beweisen für häusliche Gewalt oder sexuellen Missbrauch. Die UN-Sonderberichterstatterin Reem Alsalem kritisierte diese Praktiken als Menschenrechtsverletzung und forderte eine Neubewertung der Situation in vielen Ländern.

Die Kritik an diesen Systemen wird lauter. Forscherinnen wie Natascha Strobl weisen darauf hin, dass hinter den Väterrechtlerbewegungen oft frauenfeindliche Motive stecken, die demokratische Strukturen erschüttern wollen. Die internationale Gemeinschaft beginnt, dies als ernsthafte Herausforderung anzuerkennen, während einige Staaten wie Russland das PAS-Konzept weiterhin verteidigen. Der Kampf gegen frauenfeindliche Narrative in familiären Rechtsstreitigkeiten bleibt somit eine dringende Aufgabe.