In der Münchner Maxvorstadt, einem Stadtviertel mit einer durchschnittlich jungen Bevölkerung von 38,6 Jahren im Jahr 2023, verändert sich das Stadtbild kontinuierlich. Traditionelle Geschäfte und Gastronomie machen hier Platz für moderne Konzepte und internationale Ketten. Während viele diese Entwicklung begrüßen, gibt es auch kritische Stimmen, die auf den Rückzug älterer Menschen hinweisen. Julia Seiss, eine langjährige Bewohnerin des Viertels, hat diesen Trend beobachtet und beschlossen, aktiv zu werden. Sie bemerkte, dass ältere Menschen zunehmend weniger sichtbar wurden und sich häufig in ihre Wohnungen zurückzogen, was Einsamkeit begünstigen kann.
Inspiriert durch ihre Reisen nach Ostafrika, entwickelte Seiss einen innovativen Ansatz, um ältere Menschen wieder ins soziale Leben einzubinden. Im Spätsommer 2024 gründete sie „Jambo“, ein Label für Kinderkleidung aus ökologisch nachhaltigen Materialien. Die Kleidungsstücke, die vorrangig in Leopardenmustern hergestellt werden, werden von Personen produziert, die im Ruhestand sind oder sich in Vorsorgefase befinden. Dies bietet nicht nur eine neue Form der Beschäftigung, sondern auch einen zusätzlichen Einkommensquellen. Das Team setzt sich aus neun Mitgliedern zusammen, deren Alter zwischen 65 und 78 Jahren liegt. Die Arbeit erfolgt auf Minijob-Basis, wodurch die Mitarbeiter flexibel arbeiten können und sich dabei gegenseitig austauschen.
Das Projekt „Jambo“ zeigt eindrucksvoll, wie wichtig intergenerationelles Zusammenwirken sein kann. Es hebt hervor, dass Erfahrung und Lebensweisheit älterer Menschen unbezahlbar sind und sie weiterhin wertvolle Beiträge zur Gesellschaft leisten können. Durch die Kombination von modernem Design und traditionellen Nähtechniken schafft „Jambo“ nicht nur attraktive Produkte, sondern stärkt auch die Gemeinschaft. Die Resonanz ist überwältigend – ein Drittel der Kunden unterstützt das Projekt aus Überzeugung, ein weiteres Drittel wegen des örtlichen Engagements, und ein letztes Drittel findet einfach die Designs cool. Langfristig plant Seiss, das Konzept in weitere Städte zu expandieren und damit auch anderen Orten eine Chance zu bieten, Altersarmut zu bekämpfen und Generationen enger zusammenzubringen.
Die Initiative „Jambo“ steht symbolisch für die Macht gemeinschaftlichen Engagements und unterstreicht, dass jeder, unabhängig von seinem Alter, etwas bewegen kann. Indem wir uns gegenseitig unterstützen und Ressourcen teilen, können wir eine inklusivere und nachhaltigere Zukunft gestalten. Projekte wie dieses zeigen, dass Innovation nicht immer technologisch sein muss, sondern oft in einfacher Zusammenarbeit und dem Wunsch entsteht, eine positive Veränderung herbeizuführen.