Inmitten des Pariser Jardin des Tuileries entfaltete sich eine einzigartige Modenschau, bei der die Kreativdirektorin von Dior, Maria Grazia Chiuri, literarische Inspirationen in Mode verwandelte. Die Herbst/Winter-Kollektion 2025/26 zeichnete sich durch eine faszinierende Interpretation von Virginia Woolfs Werk „Orlando“ aus. Die Präsentation gliederte sich in fünf Akte und kombinierte historische Elemente mit modernen Designansätzen. Besonders auffällig waren die dezente Farbpalette sowie geschickt inszenierte Kontraste zwischen maskulinen und femininen Details.
Die Modenschau begann mit einer barfüßigen Modendarstellung auf einer Schaukel, was den Betrachtern einen ersten Blick auf die kreative Vision bot. Inspiriert vom Roman „Orlando“, schuf Chiuri eine Kollektion, die sowohl die Zeitlosigkeit als auch die Veränderung thematisierte. Die prägenden Merkmale der englischen Renaissance wurden neu interpretiert: Halskrausen, Korsetts und gepuffte Ärmel tauchten in zeitgemäßer Form auf. Diese historischen Bezüge wurden jedoch nicht lediglich kopiert, sondern subtil in die Gegenwart übersetzt.
Ein besonderer Fokus lag auf dem Spiel mit Geschlechteridentitäten. Maskuline Hemdblusen harmonierten mit engen Miedern, während rüschenbesetzte Blusen unter strengen Manteln hervorblitzten. Schwere Materialien wie Samt und Leder wurden durch zarte Spitze ergänzt, um einen reizvollen Kontrast zu erzeugen. Die Farbwahl fiel zurückhaltend aus, mit wenigen leuchtenden Akzenten wie Purpurrot. Die meisten Designs präsentierten sich in dezenten Tönen wie Schwarz, Taupe, Khaki und verschiedenen Weißschattierungen.
Besondere Aufmerksamkeit erregten einige Highlights der Kollektion. Eine neue Variante des berühmten „J’adore Dior“-Shirts sowie dramatische Capes verliehen der Show zusätzliche Spannung. Durch diese kreative Fusion von Literatur und Mode gelang es Chiuri, eine beeindruckende und vielschichtige Kollektion zu präsentieren, die sowohl historische als auch moderne Elemente vereinte.
Die Modenschau im Tuileriegarten ließ die Zuschauer in eine Welt eintauchen, in der Vergangenheit und Gegenwart ineinanderfließen. Maria Grazia Chiuri hat mit ihrer Interpretation von „Orlando“ eine außergewöhnliche Brücke zwischen Literatur und Mode geschlagen. Durch die sorgfältige Auswahl historischer Details und die spielerische Auseinandersetzung mit Geschlechterrollen hat sie eine Kollektion erschaffen, die sowohl ästhetisch ansprechend als auch tiefgründig ist.