In der deutschen Automobilindustrie bahnt sich eine wichtige Änderung an. Der Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) hat einen Vorschlag eingereicht, der die Berücksichtigung von besonders verbrauchssprudelnden Fahrzeugen bei der Bilanzierung des Flottengrenzwerts aussetzen möchte. Diese Initiative könnte weitreichende Auswirkungen auf die Branche haben und die Möglichkeit bieten, Bußgelder zu vermeiden.
Im Herbst des letzten Jahres trat der VDA mit einem Vorschlag hervor, nach dem bis zu zehn Prozent der durstigsten Neuwagenflotte vorübergehend aus der Berechnung des durchschnittlichen Flottenverbrauchs herausgenommen werden sollen. Dieses sogenannte „Phase-In“-Verfahren sollte den Unternehmen mehr Zeit geben, um ihre CO₂-Ziele zu erreichen und mögliche Strafen abzuwenden. Die EU-Kommission plant, sich am 5. März dazu äußern. Hildegard Müller, Präsidentin des VDA, argumentiert, dass diese Maßnahme notwendig ist, um die Industrie in der aktuellen Krise nicht weiter zu belasten und Investitionsmöglichkeiten zu schützen.
Auf politischer Ebene zeichnet sich Unterstützung für diesen Ansatz ab. Die Union plädiert für Technologieoffenheit und kritisiert die von ihr selbst einst beschlossenen Strafen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) spricht von einer dreijährigen Bilanzierung, während Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) betont, die Autoindustrie nicht noch weiter zu belasten. Auch Frankreich unterstützt die Vermeidung von Strafen für Autohersteller.
Die Experten warnen jedoch, dass ohne einen erhöhten Anteil an batterieelektrischen Fahrzeugen das Erreichen der CO₂-Ziele im Jahr 2025 schwierig sein wird. Daher setzen die Hersteller auf Rabatte für Sondermodelle und besondere Leasingbedingungen, um Elektroautos attraktiver zu machen. Gleichzeitig intensivieren sie ihre Lobbyarbeit, um staatliche Anreize zu stärken.
Dieser Vorschlag des VDA stellt eine bedeutende Chance dar, die Automobilindustrie vor erheblichen finanziellen Belastungen zu bewahren und gleichzeitig die Umstellung auf umweltfreundlichere Fahrzeuge zu fördern. Es bleibt abzuwarten, wie die EU-Kommission darauf reagiert und ob weitere Länder diesem Ansatz folgen werden.