In einer Umfrage der Kaufmännischen Krankenkasse zeigte sich, dass die Mehrheit der Eltern mit Kindern unter 18 Jahren sich häufig oder sehr häufig gestresst fühlt. Die Belastung durch den Beruf und private Verpflichtungen hat in den letzten Jahren zugenommen. Fast 70 Prozent der Befragten berichteten von Erschöpfungssymptomen aufgrund der hohen Anforderungen. Diese Situation ist nicht nur in Deutschland, sondern auch international zu beobachten. Experten warnen vor den negativen Auswirkungen des intensiven Elternseins und rufen zu mehr Achtsamkeit und Selbstfürsorge auf.
Die heutige Gesellschaft stellt Eltern vor einzigartige Herausforderungen. Familienforscher Prof. Hans Bertram betont, dass die Arbeitszeiten heute deutlich länger sind als in früheren Generationen. Während eine Familie in der Nachkriegszeit durchschnittlich 48 Stunden pro Woche für den Beruf zur Verfügung stellte, beträgt diese Zahl heute 72 Stunden. Dies bedeutet, dass beide Elternteile arbeiten und gleichzeitig hohe Erwartungen an ihre Rolle als Väter und Mütter erfüllen müssen. Diese Doppelbelastung führt zu erhöhtem Stress und erschöpfenden Erfahrungen.
Der Umgang mit sozialen Medien sowie die zunehmende Prävalenz psychischer Probleme bei Jugendlichen tragen zusätzlich zur Belastung bei. Besonders problematisch ist laut dem Surgeon General Vivek Murthy der Trend des „intensiven Elternseins“. Dieser Ansatz verlangt von Eltern, überproportional viel Zeit, Energie und Geld in ihre Kinder zu investieren. Beispiele dafür sind lange Fahrten zu außerschulischen Aktivitäten oder teure Sportunterrichtsstunden. Sozialpsychologin Natalie Kerr warnt, dass dieser Trend nicht zwangsläufig positive Effekte auf die Leistung der Kinder hat und sogar schädliche Folgen haben kann, wie Kopfschmerzen oder depressive Verstimmungen bei den Kindern.
Psychologen raten daher, das Wohlbefinden von Eltern und Kindern gleichermaßen zu priorisieren. Zu viel Druck kann sowohl bei den Eltern als auch bei den Kindern zu körperlichen und psychischen Beschwerden führen. Es wird empfohlen, den Kindern regelmäßig freie Tage zu geben, an denen sie selbst entscheiden können, was sie tun möchten. Auch ein gesundes soziales Leben der Eltern trägt dazu bei, den Stress zu reduzieren und das allgemeine Familienleben zu verbessern. Offene Gespräche über die Herausforderungen des Elternseins können ebenfalls hilfreich sein, um gemeinsam Lösungen zu finden und das Familienleben zu entlasten.