In den letzten Jahren hat Norwegen einen bemerkenswerten Weg zur Elektromobilität beschritten und ist dabei, ein Modell für andere Länder zu werden. Obwohl das Land über erhebliche Öl- und Gasvorräte verfügt, haben Politik und Gesellschaft sich entschieden, auf konventionelle Verbrennungsmotoren zu verzichten und stattdessen auf Elektrofahrzeuge zu setzen. Diese Veränderung wurde durch eine Reihe von Anreizen unterstützt, die es den Bürgern erleichtert haben, umweltfreundlichere Fahrzeuge zu wählen. Im Jahr 2024 lag der Anteil der rein elektrischen Neuzulassungen bereits bei fast 90 Prozent, während traditionelle Dieselfahrzeuge und Benzinautos nur noch eine geringe Rolle spielten.
Die norwegische Hauptstadt Oslo zeigt deutlich, wie erfolgreich diese Strategie war. Trotz des kalten Winters sind viele Fahrzeuge mit einem "E" an den Kfz-Kennzeichen unterwegs, was für Elektroantriebe steht. Sebastian Dehne, ein deutscher Expatriat, der seit Jahren in Norwegen lebt, betont die Vorteile von Elektrofahrzeugen im Winter. Er erklärt, dass diese Fahrzeuge nicht nur warm bleiben, sondern auch dank moderner Technologien wie Winterreifen und Allradantrieb sicher sind.
Ein weiterer Schlüssel zum Erfolg Norwegens liegt in der Infrastruktur. Sture Portvik, ein Mitarbeiter der städtischen Verwaltung in Oslo, berichtet von einer umfangreichen Netzwerk aus Schnellladestationen und konventionellen Ladepunkten. Insgesamt gibt es in Oslo etwa 3.500 öffentliche Ladestationen und weitere 80.000 auf Privatgrundstücken. Diese Ausstattung ermöglicht es den Fahrern, ihre Fahrzeuge schnell und bequem aufzuladen, ohne lange Wartezeiten befürchten zu müssen.
Cecilie Kniber Kroglund, Staatssekretärin im Verkehrsministerium, betont die Notwendigkeit, CO2-Emissionen im Verkehrssektor zu senken. Die Politik setzt sich dafür ein, Verbrennungsmotoren langfristig abzuschaffen und den Markt vollständig auf Elektrofahrzeuge umzustellen. Diese Ziele wurden durch verschiedene Maßnahmen unterstützt, darunter Steueranreize, kostenlose Nutzung von Busstreifen und Fähren sowie Parkmöglichkeiten für Elektrofahrzeuge.
Norwegen dient als Testmarkt für neue Elektroauto-Modelle von weltweit bekannten Herstellern. Christina Bu, Vorsitzende des Norwegischen Elektroauto-Vereins, warnt jedoch vor dem zunehmenden Druck auf europäische Autobauer, die sich anpassen müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Sie betont die Notwendigkeit, sowohl Industrie als auch Politik anzusprechen, um die notwendige Transformation zu bewältigen.
Das Beispiel Norwegens zeigt, dass eine klare politische Führung und eine breite Palette von Anreizen dazu führen können, dass Elektrofahrzeuge innerhalb kurzer Zeit eine dominierende Position im Verkehr erlangen. Die Erfolge in Oslo und anderen Regionen des Landes demonstrieren, dass der Übergang zur Elektromobilität möglich ist und gleichzeitig Umweltziele unterstützt. Norwegen bietet damit eine inspirierende Vorlage für andere Länder, die ähnliche Wege gehen möchten.