Doppelt abgerechnet

Sep 20, 2024 at 1:45 PM

Ist ein Verdacht ausreichend? Die Herausforderungen der Apotheken bei Doppelverordnungen

In der Welt der Gesundheitsversorgung stehen Apotheken oft vor komplexen Situationen, in denen sie sorgfältig abwägen müssen, wie sie mit Verschreibungen umgehen. Ein aktueller Fall zeigt, dass selbst bei vermeintlichen Doppelverordnungen nicht immer alles so eindeutig ist, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag.

Wenn Vermutungen zu Lasten der Apotheken gehen

Vermutungen statt nachweisbarer Fehler

Die Krankenkasse in diesem Fall begründet die Rückforderung der Kosten für die Arzneimittelversorgung lediglich mit einer Vermutung. Es wird kein tatsächlicher Fehler beanstandet, sondern nur eine Annahme getroffen. Doch kann eine solche Vermutung wirklich ausreichen, um die Apotheke zur Übernahme der Kosten zu verpflichten? Schließlich hat der Versicherte die Arzneimittel ordnungsgemäß auf Basis zweier ärztlicher Rezepte erhalten.

Die Grenzen der Prüfpflicht

Wäre im Beratungsgespräch aufgefallen, dass nun zweimal kurz hintereinander das gleiche Arzneimittel abgegeben werden soll, hätte die Apotheke sicherlich nach den Hintergründen gefragt. Allerdings ist dies in der Praxis nicht immer möglich. Denn dafür wäre ein Kundenkonto hinterlegt oder zufällig dieselbe Person bedient worden. Auch wenn der Versicherte beim Entgegennehmen des Arzneimittels Erstaunen gezeigt hätte, wäre eine Nachfrage angebracht gewesen. Dennoch kann von Apotheken generell nicht verlangt werden, auf potenzielle Doppelverordnungen zu prüfen - weder bei Papier- noch bei E-Rezepten und auch nicht, wenn beides kombiniert auftritt.

Die Verantwortung der Beteiligten

In diesem Fall wurde der Versicherte vom Arzt mit dem Arzneimittel versorgt, wie es vorgesehen war. Die Apotheke hat die Rezepte ordnungsgemäß abgearbeitet. Nun soll sie dafür die Kosten tragen, obwohl kein nachweisbarer Fehler vorliegt. Das wirft die Frage auf, wer in solchen Situationen eigentlich die Verantwortung trägt - der Arzt, der Versicherte oder doch die Apotheke?

Die Folgen für die Apotheken

Wenn Apotheken für Vermutungen der Krankenkassen aufkommen müssen, obwohl sie korrekt gehandelt haben, hat das weitreichende Konsequenzen. Es belastet die Finanzen der Apotheken und kann sogar deren Existenz gefährden. Gleichzeitig entsteht ein Klima der Unsicherheit, in dem Apotheker gezwungen sind, jede Verschreibung äußerst genau zu prüfen, um mögliche Rückforderungen zu vermeiden. Das kann die Effizienz und Qualität der Versorgung beeinträchtigen.

Die Notwendigkeit klarer Regeln

Dieses Beispiel zeigt, dass es dringend klarer Richtlinien und Vereinbarungen zwischen allen Beteiligten im Gesundheitssystem bedarf. Nur so können die Verantwortlichkeiten und Prüfpflichten eindeutig geregelt werden. Nur dann können Apotheken sicher und vertrauensvoll ihrer Aufgabe nachkommen, Patienten bestmöglich zu versorgen, ohne ständig um ihre Existenz fürchten zu müssen.