In den letzten Jahren hat sich die Mode nach großen Handtaschen erneut verstärkt, was möglicherweise auf wirtschaftliche Unsicherheiten hinweist. Während winzige Taschen wie die „Le Chiquito“ von Jacquemus 2019 noch den Markt beherrscht haben, zeigt sich heute ein klarer Trend zu geräumigeren Modellen. Diese Entwicklung lässt sich durch verschiedene Theorien erklären, darunter die Big Bag Theory, die vermutet, dass in schwierigen Zeiten das Interesse an praktischen Accessoires steigt. Zusätzlich bestätigen Verkaufsdaten und Suchanfragen diese Annahme.
Allerdings sollte man kritisch mit solchen Korrelationen umgehen. Auch wenn große Taschen im Moment populär sind, bedeutet dies nicht zwangsläufig einen direkten Zusammenhang mit wirtschaftlichen Indikatoren. Dennoch bieten aktuelle Entwicklungen in der Modebranche interessante Einblicke in das Verhalten von Konsumenten in unsicheren Zeiträumen.
Datenanalystin Molly Rooyakkers hat eine tiefgreifende Untersuchung zur Big Bag Theory durchgeführt. Sie verglich Inflationsraten mit Suchverhalten für oversize-Taschenmodelle über mehrere Jahre. Ihre Studie enthüllt signifikante Zusammenhänge zwischen wirtschaftlichen Schwankungen und dem Interesse an geräumigen Handtaschen aus Luxusmarken.
Raum für weitere Details: Rooyakkers verwendete speziell entwickelte Algorithmen, um monatliche Suchanfragen seit 2004 zu analysieren. Besonders vier prominente Modelle standen im Fokus: Louis Vuitton Alma XL, Neverfull, Yves Saint Laurent Muse XL sowie Balenciaga City Bag. Die Ergebnisse zeigen, dass bei steigenden Inflationsraten auch die Nachfrage nach diesen Taschenmodellen zunimmt – mit einer bemerkenswerten Ausnahme: die Louis Vuitton Neverfull. Zudem stieg die Beliebtheit von Hobo-Bags weltweit deutlich an, insbesondere in Ländern wie den USA und Großbritannien. Diese Erkenntnisse werden durch Plattformen wie Pinterest weiter untermauert, wo Begriffe wie „oversized vintage bags“ oder „slouchy bags“ ebenfalls an Bedeutung gewannen.
Auch außerhalb digitaler Analysen wird der Trend zu größeren Taschen beobachtet. Fachleute aus der Luxusmode bestätigen eine steigende Nachfrage nach praktischen Accessoires. Dies spiegelt sich sowohl in den Kollektionen etablierter Designerhäuser als auch in den Kaufentscheidungen der Konsumenten wider.
In Detail: Henning Korb vom Luxusmodehändler Apropos betont die Popularität von Modellen wie der „Margaux Bag“ von The Row, die viele Kollektionen inspiriert hat. Besonders in Deutschland scheint ein Pragmatismus vorzuherrschen, der sich in der Wahl funktionaler Produkte äußert. Der Gedanke des „Value for money“ spielt hierbei eine wichtige Rolle: Wenn man eine Tasche kauft, dann soll sie auch ihren Zweck erfüllen. Darüber hinaus könnte die Wahl großer Taschen damit begründet sein, dass Menschen wichtige Gegenstände wie Regenschirme oder Wasserflaschen immer dabei haben möchten, um unnötige Einkäufe zu vermeiden. Diese Tendenz ist auch auf den Laufstegen zu sehen, wo Bottega Veneta, Chloé und Louis Vuitton in den letzten Jahren besonders großformatige Taschen präsentiert haben. Trotz dieser Beobachtungen bleibt jedoch zu beachten, dass nicht jede Korrelation einen Kausalzusammenhang impliziert. So könnten auch andere Faktoren wie saisonale Modezyklen oder individuelle Präferenzen eine Rolle spielen.