Die brüchigen Fundamente der Modebranche: Zwölf Jahre nach Rana Plaza

Apr 25, 2025 at 12:14 PM
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Vor über einem Jahrzehnt erschütterte ein tragischer Unfall die Weltöffentlichkeit und offenbarte das düstere Gesicht der globalen Textilindustrie. Am 24. April 2013 stürzte in Bangladesch eine Fabrik ein, wodurch über 1.100 Menschen ihr Leben verloren. Diese Katastrophe symbolisierte die brutalen Arbeitsbedingungen hinter den Toren von Schnäppchenmodemärkten. Obwohl Lieferkettengesetze eingeführt wurden, um Missstände zu bekämpfen, drohen diese nun durch politische Entscheidungen geschwächt zu werden. Die aktuelle Lage in Bangladesch bleibt prekär, während westliche Unternehmen weiterhin von niedrigen Löhnen profitieren.

In jenem fateful Frühling vor zwölf Jahren wurde die Welt auf die katastrophalen Sicherheitsmängel in der Textilproduktion aufmerksam. Das Gebäude der Rana Plaza stand als Symbol für die gefährlichen Strukturen im Modesektor. Innerhalb weniger Minuten kollabierte es, was nicht nur die Lebensgrundlage vieler Arbeiter zerstörte, sondern auch die internationale Gemeinschaft alarmierte. Produkte aus dieser Fabrik landeten bei bekannten europäischen Marken wie Primark oder C&A, was die Verstrickung westlicher Unternehmen in ethisch fragwürdige Praktiken offensichtlich machte.

Trotz gewisser Fortschritte in der Sicherheitsgestaltung bleibt die Situation in Bangladesch angespannt. Der Mindestlohn wurde zwar angehoben, reicht jedoch weiterhin nicht aus, um einen angemessenen Lebensstandard zu garantieren. Zudem berichten lokale Gewerkschaftsführer von Repressionen und Einschüchterungsversuchen seitens der Regierung, wie zuletzt im März 2025 dokumentiert wurde. Einige führende Unternehmen pflegen weiterhin Geschäftsbeziehungen mit Firmen, die mit dem Unglück in Zusammenhang stehen.

Um solche Missstände systematisch anzugehen, wurden in den letzten Jahren verschiedene nationale und internationale Regelungen erlassen. Doch nun scheint die Politik zurückzurudern. So hat das EU-Parlament beschlossen, das Inkrafttreten des CSDDD-Gesetzes bis 2028 zu verzögern und dessen Durchsetzungskraft zu schwächen. Auch in Deutschland soll das bestehende Lieferkettengesetz durch ein weniger strenges Gesetz ersetzt werden, was massive Kritik hervorgerufen hat. Experten warnen, dass dies die bestehenden Probleme verschärfen könnte und den Weg für weitere Menschenrechtsverletzungen ebnen würde.

Aktivisten und Organisationen fordern daher weiterhin Transparenz und Verantwortung in der Modebranche. In der jährlichen Fashion Revolution Week wird die Erinnerung an Rana Plaza lebendig gehalten, indem Informationen über die Herstellung von Kleidung verbreitet werden. Verbraucher können ihre Einkaufsentscheidungen bewusster gestalten, indem sie sich über Siegel informieren und nachhaltige Alternativen wählen. Dennoch bleibt klar: Nur durch gemeinsamen politischen Druck kann echte Veränderung erreicht werden.

Zwölf Jahre nach dem Einsturz der Rana Plaza bleibt die Bilanz ernüchternd. Trotz aller Bemühungen prägen Ungerechtigkeit und Ausbeutung immer noch die globale Textilwirtschaft. Während die Politik langsam vorgeht, ist es von entscheidender Bedeutung, dass alle Beteiligten – von Verbrauchern über Industrie bis hin zur Opposition – aktiv werden, um Missstände aufzuzeigen und wirkungsvolle Lösungen einzufordern.