Deutschlands Verkehrszukunft: Zwischen Straße und Schiene

Oct 24, 2024 at 12:48 PM
Die jüngste Verkehrsprognose des Bundes zeichnet ein komplexes Bild der Entwicklung in den kommenden Jahren. Während der Schienenverkehr deutlich an Fahrt gewinnt, bleibt die Straße weiterhin der dominierende Verkehrsträger. Doch die Bundesregierung muss sich fragen, ob ihre selbstgesteckten Ziele für eine nachhaltige Mobilität erreichbar sind.

Deutschlands Verkehrslandschaft im Wandel: Zwischen Straße, Schiene und Klimazielen

Straße bleibt Verkehrsriese - Schiene holt auf

Trotz des prognostizierten Wachstums des Schienenverkehrs um rund 60 Prozent bis 2040 wird die Straße weiterhin der Verkehrsträger Nummer eins in Deutschland bleiben. Zwar geht der Anteil des motorisierten Individualverkehrs leicht zurück, doch mit rund zwei Dritteln der Gesamtverkehrsleistung bleibt er die dominierende Fortbewegungsart. Auch im Güterverkehr zeichnet sich ein ähnliches Bild ab - Straße und Schiene wachsen hier nahezu gleich stark, am Anteil des Schienengüterverkehrs von rund 20 Prozent wird sich bis 2040 wenig ändern.Diese Entwicklung stellt die Bundesregierung vor Herausforderungen. Denn die selbstgesteckten Ziele, die Verkehrsleistung im Personenverkehr auf der Schiene bis 2030 zu verdoppeln und den Anteil des Schienengüterverkehrs auf ein Viertel zu erhöhen, werden wohl verfehlt. Verkehrsminister Volker Wissing sieht sich gezwungen, die Pläne an die Realität anzupassen: "Es sind ambitionierte Ziele, am Ende können wir immer nur umsetzen, was machbar ist."

Klimaziele im Verkehr: Große Herausforderung trotz Fortschritten

Neben den Zielen für den Modal Split steht der Verkehrssektor auch beim Klimaschutz unter Druck. Bislang wurden die Emissionsreduktionsziele in diesem Bereich verfehlt. Laut der Verkehrsprognose sollen die CO2-Emissionen im Verkehr bis 2040 zwar um rund 77 Prozent sinken - der Hauptteil davon soll durch alternative Antriebe im Straßenverkehr erreicht werden. Doch selbst diese Reduktion würde das im Klimaschutzgesetz verankerte Ziel einer 88-prozentigen Senkung bis 2040 verfehlen.Um die Klimaziele zu erreichen, bedarf es also deutlich ambitionierterer Maßnahmen. Kritiker wie Greenpeace und der Naturschutzbund Deutschland sehen in der Verkehrsprognose eine "selbsterfüllende Prophezeiung", die den Ausbau der Straßeninfrastruktur zementiert und damit die Verkehrswende behindert. Stattdessen fordern sie, die Infrastrukturplanung an den politischen Zielen auszurichten und nicht an Prognosen, die den Status quo fortschreiben.

Zwischen Realität und Wunschdenken: Die Rolle der Verkehrsprognose

Die Verkehrsprognose des Bundes ist ein wichtiges Instrument, um die künftige Entwicklung abzuschätzen und die Infrastrukturplanung darauf auszurichten. Doch die Kritiker haben einen Punkt: Die Prognose selbst orientiert sich auch an den geplanten politischen Maßnahmen und kann so zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung werden.Verkehrsminister Wissing betont, dass die Prognose auf realistischen Annahmen basiere und nicht auf politischen Wünschen. Doch die Realität zeigt, dass die Bundesregierung ihre selbstgesteckten Ziele für den Verkehrssektor wohl verfehlen wird. Hier stellt sich die Frage, ob die Infrastrukturplanung nicht stärker an den Klimazielen und einer nachhaltigen Mobilität ausgerichtet werden muss - auch wenn dies möglicherweise von den Prognosen abweicht.Letztlich geht es darum, den richtigen Weg zwischen Realität und Wunschdenken zu finden. Denn nur so kann der Verkehrssektor seinen Beitrag zu einer klimafreundlichen Zukunft leisten - und gleichzeitig die Mobilität der Menschen und den Wirtschaftsstandort Deutschland sicherstellen.