Die Energie-Ökonomin Claudia Kemfert hat die Politik für die Krise des VW-Konzerns mitverantwortlich gemacht. Sie kritisierte, dass die Bundesregierung viele Fehlentscheidungen getroffen habe und teilweise immer noch fortführe. Insbesondere die Lobgesänge auf den Verbrennungsmotor, obwohl der Absatz von E-Fahrzeugen weltweit rasant wachse, seien ein Beispiel dafür. Außerdem bemängelte Kemfert, dass in der Forschung ausgerechnet im Bereich Batterien gespart werde, obwohl das Gegenteil nötig sei.
Warum die Politik die Zukunft der Automobilindustrie aufs Spiel setzt
Verfehlte Förderung der Elektromobilität
Trotz des rasanten Wachstums des E-Auto-Absatzes weltweit, sieht Kemfert die Bundesregierung in der Pflicht, die Elektromobilität stärker zu fördern. Stattdessen würden weiterhin Anreize für Verbrenner-Fahrzeuge geschaffen, was den Strukturwandel in der Branche behindere. Die Batteriefertigung müsse gestärkt, die Ladeinfrastruktur ausgebaut und die Vorteile für Verbrenner abgeschafft werden. Nur so könne Deutschland im globalen Wettbewerb um die Mobilität der Zukunft bestehen.Laut Kemfert ist es fatal, dass die Bundesregierung ausgerechnet im Bereich der Batterieforschung spart. Gerade hier müsse massiv investiert werden, um den Rückstand gegenüber Ländern wie China aufzuholen. Nur mit leistungsfähigen Batterien können deutsche Autohersteller wettbewerbsfähige E-Autos entwickeln und produzieren. Die Energieexpertin fordert daher, dass das Thema auf der nächsten Bund-Länder-Konferenz zur Industrie-Politik ganz oben auf der Agenda stehen müsse.Verharren im Verbrenner-Paradigma
Ein weiterer Kritikpunkt von Kemfert ist, dass die Politik weiterhin am Verbrennungsmotor festhält und ihn sogar in den Himmel lobt. Dabei zeige der rasante Absatzanstieg von E-Autos weltweit, dass die Zukunft ganz klar der Elektromobilität gehört. Stattdessen müsse die Transformation hin zu emissionsfreier Mobilität endlich entschlossen vorangetrieben werden.Die Energie-Ökonomin sieht darin eine fatale Fehleinschätzung der politischen Entscheidungsträger. Anstatt die Weichen für die Mobilität der Zukunft zu stellen, verharren sie im alten Verbrenner-Paradigma. Das gefährde nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Autoindustrie, sondern auch den Klimaschutz und die Erreichung der Pariser Klimaziele. Kemfert fordert daher, dass Kanzler Scholz das Thema auf die Agenda des nächsten Industriegipfels setzt, um endlich die richtigen Weichen für die Zukunft zu stellen.Fehlende Weitsicht in der Industriepolitik
Laut Kemfert zeigt die Krise bei Volkswagen auch, dass es der Bundesregierung an Weitsicht in der Industriepolitik mangelt. Statt rechtzeitig den Strukturwandel in der Branche zu unterstützen, habe man zu lange an überholten Konzepten festgehalten. Das räche sich nun, da der globale Wettbewerb immer härter werde und deutsche Unternehmen den Anschluss zu verlieren drohen.Die Energieexpertin kritisiert, dass die Politik zu sehr auf Lobbyinteressen statt auf die langfristigen Herausforderungen der Branche schaue. Anstatt die Transformation aktiv zu gestalten, werde versucht, den Status quo zu verteidigen. Das sei jedoch der falsche Weg, denn nur wer die Trends der Zeit erkennt und mutig voranschreitet, werde auf Dauer erfolgreich sein.Kemfert fordert daher, dass die Bundesregierung endlich eine zukunftsorientierte Industriepolitik entwickelt, die den Wandel in der Automobilindustrie entschlossen unterstützt. Nur so könne Deutschland seine Spitzenposition im globalen Wettbewerb behaupten und die Klimaziele erreichen. Dafür müsse Kanzler Scholz die richtigen Weichen stellen - und zwar schon beim nächsten Industriegipfel.