Jenseits der Vornamen: Die wahren Ursachen von Kriminalität verstehen
Für viele ist die Herkunft von Tatverdächtigen ein häufig diskutiertes Thema. Doch laut Soziologe Dirk Baier, Leiter des Instituts für Delinquenz und Kriminalprävention in Zürich, führt eine solche Fokussierung auf Staatsangehörigkeit und Migrationshintergrund oft in die Irre. Stattdessen müssen wir die tieferen Ursachen von Kriminalität ergründen - zum Beispiel bestimmte Werthaltungen und Männlichkeitsnormen.Durchbrechen wir Stereotype, um die Realität zu verstehen
Wegkommen von der Staatsbürgerschaft
Baier betont, dass viele der Tatverdächtigen in Deutschland geboren und aufgewachsen sind. "Von daher sind sie auch als Deutsche zu werten." Statt also vorschnell Rückschlüsse aus Vornamen zu ziehen, wie es die AfD praktiziert, müssen wir uns den echten Ursachen zuwenden. Denn "Wir reden hier ja nicht über Flüchtlinge", sondern in vielen Fällen um Menschen, die ihre gesamte Sozialisation in Deutschland erlebt haben.Hinterfragen von Männlichkeitsbildern
Zentral seien laut Baier bestimmte Werthaltungen und Männlichkeitsnormen, die bei manchen jungen Männern zu der Überzeugung führen, "sich nehmen zu können, was sie wollen" und "über Frauen zu stehen". Hier müssen wir die zugrundeliegenden Einstellungen und Prägungen genauer beleuchten, anstatt lediglich auf Merkmale wie Vornamen oder Staatsangehörigkeit zu fokussieren.Inklusive Perspektiven einnehmen
Statt potenzielle Opfer zu Verhaltensänderungen zu ermahnen, sei es wichtiger, die Täterseite in den Blick zu nehmen und präventiv an den Ursachen zu arbeiten. Dazu gehört auch, Erfahrungen auf der Flucht sowie die Prägung in der Kindheit mit einzubeziehen. Nur so können wir "in den Köpfen etwas ändern" und die wahren Triebfedern von Kriminalität verstehen.Ganzheitlicher Blick auf Kriminalität
Baier warnt davor, eine "Fremdheit" zu konstruieren, "die eigentlich gar nicht da ist". Stattdessen müssen wir die Komplexität des Themas anerkennen und Kriminalität aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten. Nur so können wir wirklich an den Wurzeln ansetzen und präventiv wirksam werden - anstatt uns in oberflächlichen Debatten zu verlieren.Letztlich geht es darum, die Gesellschaft als Ganzes in den Blick zu nehmen, statt vorschnell Sündenböcke zu suchen. Denn Kriminalität ist ein multifaktorielles Phänomen, das tiefgehende Ursachen hat. Indem wir diese Ursachen verstehen und gezielt angehen, können wir langfristig die Kriminalitätsraten senken und ein friedlicheres Miteinander fördern.