Brand im Kantamanto-Markt: Konsequenzen und globale Verflechtungen

Apr 30, 2025 at 8:42 AM

In der Nacht vom 1. auf den 2. Januar dieses Jahres ereignete sich eine Katastrophe im größten Secondhand-Kleidermarkt Westafrikas in Accra, Ghanas Hauptstadt. Ein Großbrand zerstörte 65 % des Marktplatzes, was etwa sechs bis acht Fußballfeldern entspricht. Rund 3000 Verkaufsstände gingen verloren, Hunderte Tonnen Kleidung wurden zu Asche. Der Markt, der jährlich etwa 50 Millionen Kleidungsstücke aufbereitet und weiterverkauft, ist für tausende Menschen die Lebensgrundlage. Die Tragödie wirft außerdem Fragen nach dem globalen Handel mit Textilien auf, insbesondere im Kontext von Fast Fashion und Abfallkolonialismus.

Der Brand hatte katastrophale Auswirkungen auf das Leben vieler Menschen in Accra. Kantamanto ist nicht nur ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, sondern auch ein soziales Netzwerk, das viele verschiedene Berufsgruppen versorgt. Neben Händlern gibt es Reinigungspersonal, Transportarbeiter und andere Dienstleister, die durch den Brand ihre Einkommensquellen verloren haben. Besonders betroffen sind verletzbare Gruppen wie alleinerziehende Mütter und ältere Menschen. Aktuell wird gearbeitet, um den Markt neu aufzubauen, doch dies erfordert internationale Unterstützung.

Die Ursachen der Problematik liegen tief in den Strukturen des globalen Textilhandels begraben. Ghana empfängt jährlich Hunderte Millionen Kleidungsstücke aus dem Norden, von denen viele nicht recycelt oder wiederverwendet werden können. Diese Menge führt zu erheblichen Umweltproblemen, da ungenutzte Kleidung die Wasserwege verstopft und Strände verschmutzt. Zudem werden oft Deponien illegal in Brand gesetzt, was zusätzliche Luftverschmutzung verursacht. Diese Situation spiegelt einen wirtschaftlichen Ungleichgewicht zwischen Nord und Süd wider.

Eine weitere Herausforderung ist das Phänomen der Fast Fashion. Die produzierten Kleider weisen oft eine schlechte Qualität auf und lassen sich schwer in Kreislaufwirtschaften integrieren. Synthetische Materialien wie Polyester erschweren die Aufbereitung zusätzlich. Dies führt dazu, dass große Mengen an Textilabfällen entstehen, die in Ländern wie Ghana enden, die über keine angemessene Recyclinginfrastruktur verfügen. Experten sprechen hierbei von einem „Abfallkolonialismus“, bei dem reiche Länder ihre ökologischen Kosten externalisieren.

Die Lösung dieser komplexen Probleme erfordert internationale Zusammenarbeit und neue Ansätze. Organisationen wie The Revival arbeiten daran, Altkleidung auf kreative Weise aufzuwerten und gleichzeitig neue Arbeitsplätze zu schaffen. Ihr Ziel ist es, sowohl ökologisch als auch sozial nachhaltige Praktiken einzuführen, um den Kreislauf der Textilien zu verbessern und globale Ungerechtigkeiten zu bekämpfen.

Aktuelle Bemühungen zur Neugestaltung des Kantamanto-Marktes zeigen, dass es möglich ist, selbst nach einer solchen Katastrophe neue Perspektiven zu erschließen. Doch ohne internationale Unterstützung und strukturelle Änderungen im globalen Textilhandel bleibt die Zukunft unsicher. Es bedarf eines bewussten Umgangs mit Ressourcen und einer fairen Verteilung der Verantwortung zwischen Industrienationen und Entwicklungsländern.