Basel: Die versteckte Welt der Modeentwicklung

Mar 15, 2025 at 5:00 AM
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In Basel wird die Modewelt oft unterschätzt. Während der Stadt fehlt es an der üblichen Glamourpräsenz, die man von internationalen Metropolen erwartet, brodelt es dennoch hinter den Kulissen. Ein Besuch bei der fair fashion factory im Klybeck-Areal offenbart eine florierende Szene, in der nachhaltige Produktion und kreative Visionen Hand in Hand gehen. Sylvia Kollmorgen arbeitet hier an der Strickmaschine im Atelier von Tatjana Haupt. Doch dies ist nur ein kleiner Ausschnitt einer breiten Palette an Initiativen, die Basels Modeszene prägen.

Obwohl Basel auf den ersten Blick nicht als Modemetropole erscheint, entwickelt sich die Branche kontinuierlich weiter. Yannick Aellen, Gründer der Mode Suisse, betont die Bedeutung der Stadt für innovative Designs. Eine davon stammt von Anastasia Bull, deren fantasievolle Schöpfungen an Märchen erinnern. Ihre futuristischen Handschuhe oder plissierten Kleiderpartien zeugen von einem tiefen Verständnis historischer Elemente sowie zeitgenössischer Trends wie Feminismus und Mythologie.

Weitere Akteure wie das Label abri von Morris Manser und Agnès Vadi setzen auf minimalistische Unisex-Kollektionen. Ihre markanten Texturen und Strukturen kombinieren Bescheidenheit mit auffälligen Designelementen. Auch die Hochschule für Gestaltung der FHNW spielt eine wichtige Rolle im Modellandschaft. Jährlich starten 25 Studierende ihr Bachelorstudium „Doing Fashion“, wobei viele Absolventen jedoch nach dem Studium in größere Modezentren wechseln.

Die Herausforderungen der Schweizer Modebranche liegen unter anderem in der Wahrnehmung als profitorientierte Industrie. Dies erschwert den Zugang zu Fördermitteln, wie Designer Morris Manser berichtet. Trotzdem gibt es positive Entwicklungen, wie die Trinkgeldinitiative des Kantons Basel-Stadt, die interdisziplinäre Projekte unterstützt.

Ein zentrales Ziel der lokalen Modewelt ist die Stärkung der Produktionsinfrastruktur. Die fair fashion factory führt bahnbrechende Arbeiten durch, um nachhaltige lokale Produktion zu etablieren. Unter der Leitung von Anna Cordasco und Pascal Heimann plant das Team einen Cluster aus Produktionsstätten im Klybeck-Areal. Diese sollen Textilien lokal spinnen, stricken und sogar recyceln.

Basel bietet somit einzigartige Gelegenheiten für ambitionierte Modeschaffende. Die Stadt vereint hohes Kulturbewusstsein mit guter Anbindung zu europäischen Metropolen. Diese günstigen Rahmenbedingungen ermöglichen es jungen Talenten, ihre Visionen umzusetzen und gleichzeitig den Bezug zur lokalen Gemeinschaft zu bewahren.

Die Basler Modewelt zeigt, dass auch in einer anscheinend ruhigen Oberfläche turbulente Aktivitäten vor sich gehen können. Während der tägliche Streetstyle eher zurückhaltend bleibt, entfaltet sich hinter den Kulissen eine lebhafte Szene. Diese mischt kreative Expression mit ökologischer Verantwortung und könnte Basel bald zu einem neuen Zentrum der modernen Mode machen.