Die deutsche Bekleidungsindustrie befindet sich in einer Phase der Unsicherheit, insbesondere im Auslandsgeschäft. Laut Thomas Lange, Hauptgeschäftsführer des Modeverbandes GermanFashion, ist die aktuelle Entwicklung beunruhigend. Die nominalen Umsätze im Ausland haben im Jahr 2024 um 7,5 Prozent nachgelassen. Besonders betroffen sind EU-Nachbarländer wie Frankreich, Italien oder Belgien, wo viele lokale Geschäfte geschlossen haben. Zudem spielt der steigende Wettbewerb durch asiatische Online-Portale eine Rolle. Der Export, der traditionell einen Großteil der Einnahmen ausmacht, bleibt somit ein zentraler Motor der Branche, doch die Zukunft ist ungewiss.
Der Niedergang im internationalen Geschäft hat tiefgreifende Ursachen. Ein wichtiger Faktor ist das Abschmelzen stationärer Verkaufsstellen in Europa. Viele Ladenlokationen wurden in den letzten Jahren geschlossen, was zur Verringerung der Nachfrage führt. Gleichzeitig haben Konsumenten neue Möglichkeiten gefunden, direkt über digitale Plattformen einzukaufen. Diese entwickeln sich zu dominanten Akteuren auf dem globalen Markt. Dies beeinträchtigt besonders die etablierten deutschen Unternehmen, die bislang von einem starken Export profitiert haben. Polen, Schweiz und Österreich bleiben zwar weiterhin bedeutende Märkte, aber auch hier zeigt sich ein moderater Rückgang.
Zusätzlich belastet die Inflation die Branchenentwicklung. Obwohl Hersteller im Vorjahr noch durch gestiegene Preise ihre Erlöse steigern konnten, zeigt sich nun ein Umsatzeinbruch. Der Gesamtumsatz schrumpfte auf 6,6 Milliarden Euro und sank um 3,7 Prozent. Besonders betroffen ist die Oberbekleidung, während spezialisierte Bereiche wie Berufs- und Schutzbekleidung positive Entwicklungen verzeichnen können. Diese Trends spiegeln die komplexen Herausforderungen wider, mit denen die Industrie konfrontiert ist.
Die Stimmung innerhalb der Modebranche bleibt düster. Verbandspräsident Oliver Seidensticker betont die wachsende Anzahl an Insolvenzen und Geschäftsauflösungen im vergangenen Jahr. Große Namen wie Esprit mussten den Betrieb einstellen. Auch die Zahl der mittelständischen Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern nahm ab. Die übrigen Firmen müssen sich nun mit steigenden Kosten für Energie, Miete und Personal auseinandersetzen. Diese Belastungen gefährden die langfristige Stabilität der Branche.
In diesem Kontext ringen nicht nur internationale Exporteure, sondern auch nationale Händler mit erheblichen Schwierigkeiten. Das sparsame Verhalten vieler Kunden sowie die wirtschaftliche Situation tragen dazu bei, dass die Zukunft der deutschen Modebranche unsicher bleibt. Die Notwendigkeit einer strategischen Anpassung an diese neuen Rahmenbedingungen wird immer drängender.