Vier Gründe: Warum die Jobintegration bei Ukrainern dauert

Jun 24, 2024 at 2:22 PM

Ukrainische Geflüchtete: Wie der Arbeitsmarkt sie aufnimmt

Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine sind mehr als eine Million Menschen nach Deutschland geflohen. Viele von ihnen wollen hier bleiben und sich in den Arbeitsmarkt integrieren. Doch der Weg dorthin ist nicht einfach. Sprachbarrieren, Probleme bei der Anerkennung von Abschlüssen und strukturelle Benachteiligung von Frauen erschweren den Einstieg. Wie gelingt die Integration besser?

Ukrainische Geflüchtete: Zwischen Hoffnung und Herausforderungen auf dem deutschen Arbeitsmarkt

Langsame, aber stetige Integration in den Arbeitsmarkt

Etwa 22 Prozent der 2022 nach Deutschland geflüchteten Ukrainer haben mittlerweile einen sozialversicherungspflichtigen Job gefunden. Dies zeigt, dass die Integration in den Arbeitsmarkt zwar langsam, aber stetig voranschreitet. Allerdings gibt es auch Stimmen, die eine schnellere Vermittlung fordern. So hat etwa Alexander Dobrindt von der CSU gefordert, Kriegsflüchtlinge in die Ukraine zurückzuschicken, wenn sie in Deutschland keine Arbeit annehmen. Solche Forderungen greifen jedoch zu kurz und verkennen die Realitäten, mit denen viele Geflüchtete konfrontiert sind.Tatsächlich zeigen Studien, dass zwei Drittel der arbeitssuchenden Ukrainer in Deutschland Frauen sind, von denen viele alleinerziehend sind. Dies erschwert die Arbeitsmarktintegration erheblich. Hinzu kommen Sprachbarrieren, Probleme bei der Anerkennung von Abschlüssen und strukturelle Benachteiligungen, mit denen Frauen generell zu kämpfen haben.

Unterschiedliche Ansätze in Europa

Die Bundesregierung hat bei der Integration der ukrainischen Geflüchteten auf einen Ansatz gesetzt, der Investitionen in Bildung und Sprachkurse in den Vordergrund stellt. Dieser sogenannte "Sprache zuerst"-Ansatz zielt darauf ab, den Menschen zunächst die nötigen Kompetenzen zu vermitteln, bevor sie in den Arbeitsmarkt eingegliedert werden.Im Gegensatz dazu haben Länder wie die Niederlande und Polen einen "Arbeit zuerst"-Ansatz gewählt. Hier steht eine schnelle Vermittlung in einfache, gering qualifizierte Jobs im Vordergrund, auch wenn die Sprachkenntnisse noch nicht ausreichen. Laut Expertinnen und Experten hat dieser Ansatz zwar kurzfristig zu höheren Beschäftigungsquoten geführt, langfristig jedoch zu prekäreren Arbeitsverhältnissen und geringeren Aufstiegschancen.

Herausforderungen bei der Anerkennung von Abschlüssen

Ein weiteres Hindernis bei der Arbeitsmarktintegration ist die Anerkennung von Zeugnissen und Diplomen aus der Ukraine. Viele ukrainische Abschlüsse sind nicht ohne Weiteres mit den deutschen vergleichbar, was den Prozess der Anerkennung erschwert und zeitaufwendig macht. Besonders betroffen sind hier Frauen, die häufiger in reglementierten Berufen wie dem Gesundheits- oder Bildungssektor arbeiten.Hinzu kommen strukturelle Benachteiligungen, die Frauen generell auf dem Arbeitsmarkt erfahren. Dazu gehören der Mangel an Kinderbetreuungsangeboten oder die ungleiche Verteilung von Care-Arbeit in Familien. All diese Faktoren erschweren es Ukrainerinnen, schnell und nachhaltig in den deutschen Arbeitsmarkt einzusteigen.

Sozialleistungen als Sprungbrett in die Beschäftigung

Angesichts dieser Herausforderungen ist es wichtig, Ukrainerinnen und Ukrainer bei ihrer Arbeitsmarktintegration zu unterstützen, statt ihnen Sozialleistungen zu kürzen. Studien zeigen, dass Kürzungen der Sozialleistungen zwar kurzfristig die Erwerbstätigkeit von Männern erhöhen können, langfristig jedoch negative Folgen für Kinder haben - etwa in Form von höherer Kinderarmut, geringerem Wohlbefinden und niedrigerem Bildungsniveau.Stattdessen sollte der Fokus darauf liegen, Geflüchtete durch gezielte Förderung und Qualifizierung dabei zu unterstützen, eine ihrer Ausbildung entsprechende Beschäftigung zu finden. Denn nur so können sie langfristig auf eigenen Beinen stehen und unabhängig von Sozialleistungen werden.