Die Sichtweisen, die wir in diesem Artikel vorstellen, entwickeln sich normalerweise in einer persönlichen Begleitung. In wenigen Zeilen könnten sie wie ein Anforderungskatalog wirken, dem man kaum gerecht werden kann. Doch spüren Sie dabei in Ihr Elternherz. Ist es nicht genau das, was Sie Ihren Kindern sein und geben wollen?Die emotionalen Aspekte der Elternschaft
Eltern sollen sich ihrer emotionalen Macht bewusst sein. Oft fühlen wir uns verwundbar, insbesondere wenn jugendliche Kinder wütend auf uns werden. Aber wir haben uns tief in ihre Seele eingeprägt. Deshalb lösen sich auch erwachsene Kinder weiter von uns ab. Um entfalten zu können, müssen sie uns abstoßen. Unsere erwachsenen Kinder dürfen und sollen wütend sein, sich verschließen oder überkritisch sein. Denn in jeder Reaktion können frühere Erfahrungen enthalten sein.
Andererseits sollten wir uns gut mit Schuld umgehen können. Eltern werden an ihren Kindern schuldig, aber übertriebene Schuldgefühle sind nicht hilfreich. Wir sollten einfach offen, aufmerksam und einladend sein, wenn uns Kinder etwas aus der Vergangenheit anheimführen. Dann können wir Fehler eingestehen und um Vergebung bitten.
Die Reaktionen von erwachsenen Kindern
Erwachsene Kinder staunen über korrekturbereite Eltern. Wenn wir entspannt mit Fehlern umgehen können, zeigen wir ihnen, dass wir sie hören. Wir sollten auch bereit sein, uns zu entschuldigen, wenn wir uns unachtsam oder ungerecht verhalten haben.
Diskretion ist auch wichtig. Unsere Kinder sind unser großes Projekt, und wir müssen uns bemühen, was sie sich anvertrauen, zu respektieren. In bestimmten Situationen sollten wir uns entscheiden, was wir ihnen sagen und was wir ihnen vorenthalten.
Das Glück der Eltern und ihre Kinder
Erwachsene Kinder wünschen sich glückliche Eltern. Wir sollten uns mit unserer Geschichte versöhnen und stolz auf unsere Wunden und Narben sein. Glück ist nicht auf gute Lebensumstände angewiesen, sondern auf die Fähigkeit, Belastungen durch Wertvolles aufzuwiegen.
Natürlich brauchen Kinder, was wir ohnehin tun. Unsere Hilfe und Rückhalt geben ihnen Stärke und schützen sie vor falscher Stärke. Leben gelingt nur, wenn die Fähigkeit, sich verwundbar zu machen, mit Mut zusammenfindet.
Der Wert eines zweiten Zuhauses
Schwiegerkinder finden bei ihren „neuen Eltern“ oft ein zweites Zuhause. Sie erleben eine Zugehörigkeit und eine Liebe, die nicht an Bedingungen geknüpft sind. Sie können etwas genießen, was die eigenen Eltern eventuell nicht so gut geben konnten.
Für Schwiegereltern ist es sehr motivierend, wenn sie wissen, wie wichtig sie für ihre Schwiegerkinder sind. Und auch Konflikte können von der Liebe bestimmt sein.
Jörg Berger arbeitet als Psychotherapeut und Paartherapeut in eigener Praxis in Heidelberg (epaartherapie.de). Mehr zum Thema finden Sie in seinem Buch „Stachelige Eltern und Schwiegereltern. Wie Sie Frieden schließen und versöhnt leben“ (Francke).