Interesse an Nachrichten und Politik bleibt niedrig – Medienkonsum | KOM

Jun 20, 2024 at 4:00 PM

Vertrauenskrise in den Medien: Wie Transparenz und Glaubwürdigkeit den Weg zurück zum Publikum ebnen können

Die jüngste Ausgabe des "Digital News Reports" des Reuters Institute offenbart beunruhigende Trends in der deutschen Medienlandschaft. Während das Internet als Hauptnachrichtenquelle an Bedeutung gewinnt, sinkt das Vertrauen der Nutzer in die Medieninhalte. Gleichzeitig wächst die Skepsis gegenüber Falschmeldungen und der Nutzung von Künstlicher Intelligenz in der Nachrichtenproduktion. Dieser Bericht beleuchtet die Herausforderungen, vor denen die Medienbranche steht, und zeigt Wege auf, wie Transparenz und Glaubwürdigkeit das Vertrauen der Leser zurückgewinnen können.

Vertrauensverlust und Nachrichtenfatigue: Die Krise der deutschen Medienlandschaft

Rückgang des Nachrichteninteresses und Vertrauens

Die Studie zeigt, dass nur 55 Prozent der Internetnutzer in Deutschland ein hohes Interesse an Nachrichten haben. Auch das Interesse an Politik bleibt mit 42 Prozent relativ gering, insbesondere bei den 18- bis 24-Jährigen. Gleichzeitig vertrauen lediglich 43 Prozent der Befragten dem Großteil der Nachrichten - der niedrigste Wert seit Beginn der Erhebung im Jahr 2015. Viele Nutzer sind unsicher, ob sie Falschmeldungen von Fakten unterscheiden können.

Aufstieg der sozialen Medien als Nachrichtenquelle

Erstmals ist das Internet für eine Mehrheit von 42 Prozent die Hauptnachrichtenquelle, wobei soziale Medien wie WhatsApp, YouTube und Facebook eine zentrale Rolle spielen. Allerdings genießen die traditionellen Medienanbieter aus TV, Radio und Print auch in der Online-Nutzung weiterhin hohes Ansehen.

Wachsende Nachrichtenvermeidung und Erschöpfung

14 Prozent der Internetnutzer in Deutschland versuchen häufig, Nachrichten aktiv zu vermeiden, weitere 69 Prozent tun dies gelegentlich. Im Vergleich zum Vorjahr sind beide Werte um vier Prozentpunkte gestiegen. Insgesamt fühlen sich 41 Prozent der Befragten von der Menge an verfügbaren Nachrichten erschöpft, bei den 18- bis 24-Jährigen sogar 51 Prozent.

Skepsis gegenüber Künstlicher Intelligenz in der Nachrichtenproduktion

Jede zweite Person fühlt sich unwohl, wenn Nachrichten hauptsächlich mithilfe von Künstlicher Intelligenz erstellt wurden. Lediglich bei Themen wie Wissenschaft, Technik und Sport zeigt sich eine größere Offenheit für KI-generierte Inhalte.

Jüngere Zielgruppe: Fokus auf Bewegtbild-Inhalte

Die 18- bis 24-Jährigen konsumieren Nachrichten bevorzugt in sozialen Medien, die auf Bewegtbild-Inhalte setzen. 27 Prozent rezipieren regelmäßig Nachrichten auf Instagram, 24 Prozent auf YouTube und 13 Prozent auf TikTok. Dabei haben internationale Nachrichten, Innenpolitik, Umwelt und Klima die höchste Relevanz.

Transparenz als Schlüssel zum Vertrauen

Laut der Studie ist Transparenz der wichtigste Faktor für das Vertrauen in Medien. 74 Prozent der Befragten halten es für wichtig, dass Medien transparent kommunizieren, wie Nachrichten entstehen. Weitere wichtige Aspekte sind hohe journalistische Standards, unvoreingenommene Berichterstattung und eine faire Repräsentation der Leserschaft.Die Ergebnisse des "Digital News Reports" zeigen, dass die deutsche Medienlandschaft vor großen Herausforderungen steht. Der Rückgang des Nachrichteninteresses, das sinkende Vertrauen und die wachsende Skepsis gegenüber neuen Technologien erfordern ein Umdenken in der Branche. Nur durch mehr Transparenz, Glaubwürdigkeit und Nähe zum Publikum können die Medien das verlorene Vertrauen zurückgewinnen und ihre Relevanz für die Gesellschaft stärken.