Abnehmhype: Rezeptfälschungen bei Medikamenten gegen Diabetes
Aug 13, 2024 at 7:53 AM
Ozempic: Der begehrte Diabetes-Helfer auf dem Schwarzmarkt
Das Diabetesmittel Ozempic ist derzeit in den Apotheken kaum erhältlich, da es auf dem Schwarzmarkt als "Abnehmspritze" gefragt ist. Eine Diabetologin aus Hannover erklärt im Interview, was das für ihre Patienten bedeutet und wie sich die Situation entwickeln könnte.Ein Medikament, das mehr als nur Diabetes behandelt
Ozempic: Vom Diabetes-Mittel zum Lifestyle-Produkt
Ozempic, ein Medikament zur Behandlung von Diabetes Typ 2, hat in den letzten Jahren eine erstaunliche Transformation erlebt. Ursprünglich als Heilmittel für Diabetiker entwickelt, ist es nun zu einem begehrten "Lifestyle-Produkt" geworden, das vor allem als Abnehm-Hilfe gefragt ist. Prominente wie Elon Musk und Robert Geiss sollen mit Hilfe von Ozempic erfolgreich Gewicht verloren haben, was dem Medikament zu großer Popularität verholfen hat. Allerdings führt diese Entwicklung auch zu unerwünschten Nebenwirkungen.Rezeptfälschungen auf Rekordniveau
Die hohe Nachfrage nach Ozempic hat dazu geführt, dass die Zahl der Rezeptfälschungen in Niedersachsen ein bisher nie dagewesenes Ausmaß erreicht hat. Allein die AOK Niedersachsen hat seit September 2023 mehr als 1.700 gefälschte Rezepte im Wert von über 400.000 Euro zur Anzeige gebracht - ein Rekord. Betroffen sind neben Ozempic auch andere Diabetes-Medikamente wie Trulicity und Mounjaro, die ebenfalls eine appetitzügelnde Wirkung haben.Kriminelle Energie aus Verzweiflung
Für die Diabetologin Henrike Hilbig ist die Zunahme der Rezeptfälschungen ein beunruhigendes Phänomen. Sie hat selbst erlebt, wie gefälschte Rezepte aus ihrer Praxis auftauchten und in anderen Regionen eingelöst wurden. Hilbig ist der Meinung, dass der enorme Druck, den übergewichtige Menschen verspüren, sie sogar dazu treibt, kriminell zu werden, um an das begehrte Medikament zu kommen. "Das zeigt, was für ein Druck bei übergewichtigen Menschen herrschen muss. Sogar auf Biegen und Brechen, so dass man sogar kriminell wird", so die Ärztin.Engpässe bei der Versorgung
Neben den Rezeptfälschungen führen auch Lieferengpässe dazu, dass Patienten Ozempic nicht mehr in den Apotheken erhalten können. Laut Hilbig ist es mittlerweile fast schon die Regel, dass Patienten das Medikament nicht bekommen. Sie müssen sich auf Wartelisten setzen lassen und warten, bis die Apotheken sie anrufen können. Für die Patienten bedeutet das, dass ihr Blutzuckerspiegel nicht mehr optimal eingestellt werden kann, was langfristige Folgen haben kann.Wegovy: Eine Alternative mit Haken
Seit knapp einem Jahr ist in Deutschland auch die zum Abnehmen zugelassene Spritze Wegovy auf dem Markt. Dabei handelt es sich um den gleichen Wirkstoff wie in Ozempic, nur dass Wegovy deutlich teurer in der Apotheke ist, wenn es privat verschrieben wird. Daher ist der Hype um Ozempic ungebrochen, da Patienten hier die günstigere Variante erhalten können - auch wenn sie dafür möglicherweise kriminell werden müssen.Ausblick: Hoffnung auf Entspannung durch E-Rezept
Trotz der aktuellen Probleme sieht Diabetologin Hilbig Licht am Ende des Tunnels. Sie ist der Meinung, dass die Einführung des E-Rezepts die Situation verbessern könnte. Denn dann wären Rezeptfälschungen deutlich schwieriger umzusetzen. Bis dahin müssen Ärzte und Patienten jedoch weiterhin mit den Engpässen und Schwarzmarkt-Aktivitäten umgehen - eine Herausforderung, die vor allem die Gesundheit der Betroffenen gefährdet.